Tibet Terrier – Glücksbringer aus den Gebirgen Chinas

Tibet Terrier 04 Um den Tibet Terrier ranken sich viele Mythen und Geschichten. Der chinesische Glücksbringer war bis zur Mitte des 20. Jahrhunderts kaum in Europa bekannt und konnte nur als Geschenk von tibetanischen Mönchen erstanden werden. Heute gibt es eine kleine, aber stabile Zucht in Europa. Womit zu rechnen ist, wenn Du Dir einen der „“kleinen Menschen““ ins Haus holst, erfährst Du hier.
Besonderheiten
  • Kein echter Terrier
  • Intelligenter Hüte- und Begleithund
  • Gewohnheitstier
  • Sehr guter Kletterer
  • Kann hervorragend springen

Rasseportrait: Tibet Terrier

Herkunft China (Tibet)
Klassifikation Hütehund, Wachhund
Größe Widerristhöhe bei Rüden 36 – 41 cm, Hündinnen sind etwas kleiner
Gewicht Hündinnen bis 11 kg, Rüden bis 15 kg
Körperbau Sportlich und wendig, große Pfoten, bewegliche Krallen
Augen Rundlich und weit auseinanderstehend
Ohren Im Fell kaum auszumachen, hängen seitlich herab
Fell & Farbe Schwarz, Gestromt, Gold, Weiß, Grau, zweifarbig (mit weißen Abzeichen oder weiß mit Flecken) sowie Tricolor Färbungen sind erlaubt
Besonderheiten Glückshund
Charakter Sehr clever, lernfähig, menschenbezogen, manchmal grantig
Pflege Fell regelmäßig ausbürsten, längere Welpenphase beachten (Welpenfutter)
Gesundheit Erbkrankheiten sind selten, auf Probleme mit den Augen, dem Gehör und den Gelenken achten
Zucht Zahlreiche Communities (Clubs) mit VDH-Zertifikat

Woran sind Tibet Terrier zu erkennen? Die Mini-Version des Old English Sheepdogs

Tibet Terrier und Old English Sheepdogs ähneln sich in vielen Punkten, obwohl die Rassen wahrscheinlich nicht direkt miteinander verwandt sind. Die Heiligen Hunde aus dem tibetanischen Hochland sind kräftig und sportlich gebaut, ihre Körperform ist wegen des dichten, langen Fells aber kaum zu erkennen. Der Widerrist sollte bei Rüden etwa 36 bis 41 cm hoch sein, Hündinnen sind laut FCI-Rassestandard etwas kleiner.

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Der Tibet Terrier vom Kopf bis zur Rute

  • Der Kopf verjüngt sich nach vorne hin leicht und der Fang ist so lang, dass die Augen die Mitte des Kopfes bilden. Bis auf den deutlich ausgeprägten Stopp sind die Gesichtszüge wegen der langen Behaarung über den Augen und am Fang kaum zu erkennen. Bei allen Tibet Terriern ist der Nasenschwamm schwarz.
  • Der Körper ist kompakt und kräftig, mit weit zurückreichendem Brustkorb.
  • Die dunkelbraunen Augen stehen weit auseinander, außerdem sind sie relativ groß und rund. Sie sollten nicht von den Augenbrauen verdeckt werden.
  • Die Hängeohren setzen weit oben am Kopf an und enden in V-förmigen Spitzen. Sie sind lang behaart und im langen Fell kaum auszumachen.
  • Die Rute wird „“fröhlich eingerollt““ über dem Rücken getragen und ist von dichtem Deckhaar bedeckt.
  • Vorder- und Hinterläufe sind lang behaart und kräftig. An den großen, flachen Pfoten tragen die Hunde starke und bewegliche Krallen, was sie zu ausgezeichneten Kletterern macht.

Fell und Farben beim Tibet Terrier

Der Tibet Terrier hat reichlich Fell, das am ganzen Körper glatt oder gewellt herunterhängt. Das zweischichtige Stockhaar fühlt sich fein und am Körper wollig an, ist aber weder seidig noch rau.

Mögliche Farbvariationen

  • Fast alle Farbvariationen kommen beim Tibet Terrier vor, außer: Braun und Merle.
  • Bei manchen Welpen hellt sich das Fell im Erwachsenenalter deutlich auf. Schwarze und zobelfarbene Welpen sind als erwachsene Hunde vielleicht grau oder loh (Tan).
  • Gold, auch mit weißen Abzeichen (Vorderhand, Kopf, Pfoten, Rute).
  • Gestromt, gold-gestromt und gestromt mit weißen Abzeichen.
  • Zobel oder zobelfarben mit weißen Abzeichen.
  • Einfarbig weiß, weiß mit schwarzen Platten (Ohren, Körper) oder weiß mit goldenen Platten.
  • Schwarz, grau, schwarz mit goldenem Brand oder schwarz mit weißen Abzeichen.
  • Dreifarbig (schwarz mit weißen Abzeichen und goldenem Brand).

Unterschiede zu ähnlichen Hunderassen

  • Der Tibet Spaniel ist deutlich kleiner als der Tibet Terrier und trägt kürzeres, feineres Fell und eine verkürzte Schnauze.
  • Lhasa Apsos und Shih Tzus sehen den Tibet Terriern ähnlich, tragen aber seidigeres, längeres Fell und sind ebenfalls deutlich kleiner.
  • Der Bearded Collie sieht aus wie der große Bruder des Tibet Terriers, die Rassen sind aber nicht direkt miteinander verwandt.
  • Auch der Havaneser hat Ähnlichkeit mit dem Tibet Terrier, ist aber viel kleiner.
  • Laut Rassestandard für den Tibet Terrier sehen die Hunde aus wie kleinere Varianten des Old English Sheepdogs, obwohl auch hier keine direkte Verwandtschaft besteht.

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Die Herkunft des Tibet Terriers: Wachhund der Mönche und Kaiser

Tibet Terrier sind nicht mit Terriern verwandt, wurden von ersten Züchtern in England aber mit diesem fälschlichen Beinamen belegt. Der Ursprung der Rasse liegt so weit zurück, dass er kaum zurückzuverfolgen ist, es gilt aber als erwiesen, dass die Hunde über 2000 Jahre in tibetanischen Klöstern lebten und reinrassig gehalten wurden. Sie bewachten Vieh und Hof und warnten vor herannahenden Gästen. Wie alle Hunderassen der Geistlichen in den Höhen Tibets konnten auch Tibet Terrier bis Mitte des 20. Jahrhunderts nicht käuflich, sondern nur als Geschenk erworben werden.

Von Tibet in die ganze Welt

Eine britische Ärztin erhielt so ein ehrenhaftes Geschenk aus den Klöstern Tibets und brachte in den 1920ern die ersten Tibet Terrier nach Europa. Eine zweite Zuchtlinie außerhalb von Tibet entwickelte sich in Liverpool (der Stammvater der Zuchtlinie wurde am Hafen von Liverpool gefunden). Fast alle heute in Europa und den USA lebenden Tibet Terrier gehen auf diese zwei Zuchtlinien zurück, die sich in vielen Punkten voneinander unterscheiden.

Wesen und Charakter des Tibet Terriers: Sind sie wirklich grantige Kläffer?

Tibet Terrier hatten jahrhundertelang die Aufgabe, Fremde aus den Klöstern fernzuhalten und ihr Ankommen laut anzuzeigen. In den Bergen beschützten sie in kleinen Rudeln das Vieh und trieben Ziegen oder Schafe durch leichtes Knöchelzwicken in die richtige Richtung. Das unwegsame Gelände und wechselhafte Wetter in Tibets Höhen (bis zu 4500 Meter) verlangte den Hunden einiges ab, weshalb sie sehr robust sind und jedem Wetter standhalten. Trotz ihres edlen Aussehens sind Tibet Terrier also echte Draufgänger, die tapfer und aktiv durchs Leben schreiten.

Typische Charaktereigenschaften des Tibet Terriers im Überblick

  • Bellfreudig.
  • Versteht sich gut mit Hunden im Haushalt, auf fremde Artgenossen reagiert er häufig aggressiv.
  • Sehr intelligent und aufmerksam.
  • Fremden gegenüber skeptisch, seinem Halter gegenüber absolut loyal.
  • Verspielt und sozial (unter Freunden).
  • Liebt den Schnee, ist aber eher wasserscheu.

Tibet Terrier 01

Ein cleverer Hund … Vielleicht zu clever?

Die Hunde sind nicht nur gescheit und lernfähig, sondern auch echte kleine Gauner, die allerlei Kletteraktionen und Tricks anwenden, um ihren Willen zu bekommen. Sie finden schnell heraus, wie sie ihre Ruhebox oder Türen öffnen, sie klettern auf Tische und Fensterbänke und gelten als wahre Ausbrecherkönige. Lass Dich also nicht von Deinem Hund auf den Arm nehmen!

Erziehung und Haltung: Gib Deinem Hund eine sinnvolle Aufgabe

Tibet Terrier sind nicht sehr groß, haben aber große Ansprüche und wollen eine sinnvolle Aufgabe erfüllen. Auf Veränderungen in ihrem Alltag reagieren sie missmutig und trotzig. Neue Familienmitglieder, ob menschlicher oder tierischer Art, akzeptieren sie erst nach einer Weile. Auch Ortswechsel machen sie nervös. Am besten sind die Hunde deshalb bei bewegungsfreudigen Haltern aufgehoben, die ihnen einen geregelten Alltag ohne viele Überraschungen bieten können.

Sozialisierung ist das A und O

Junge Tibet Terrier sollten so viele fremde Reize wie möglich kennenlernen, damit sie als ausgewachsene Hunde cool bleiben und nicht jedes Geräusch als mögliche Bedrohung wahrnehmen. Das ist besonders bei Stadthunden wichtig, die in Mehrfamilienhäusern leben oder vielen anderen Hunden im Park begegnen.

Diese Dinge sollte jeder Hund kennen

  • Verkehrslärm, Baustellenlärm und das Geräusch von parkenden Autos vor der Haustür.
  • Autofahren und das Fahren in öffentlichen Verkehrsmitteln.
  • Besucher (Freunde, Postboten, Lieferdienste).
  • Geräusche im Haushalt (Spülmaschine, herunterfallende Töpfe, Dusche etc.)
  • Hunde anderer Rassen (klein und groß).

Sinnvolle Beschäftigungen für Tibet Terrier

  • Klettern und Toben (hügeliges Gelände).
  • Wachen (am Fenster, im Hof oder an der Haustür).
  • Hundesportarten (Agility, Obedience, Parkour ablaufen).
  • Suchspiele und Intelligenzspiele.
  • Ausflüge im Schnee.

Pflege, Ernährung und Gesundheit beim Tibet Terrier

Erbkrankheiten sind beim Tibet Terrier glücklicherweise eher selten. Die Hunde halten Temperaturen bis zu -40° Celsius stand, lassen sich aber auch im Sommer nicht durch Hitze vom Spielen abbringen. Sie sind nicht immun gegen Erkältungen und Hundeschnupfen, leiden aber äußerst selten unter akuten Infektionskrankheiten (sofern der Impfschutz lückenlos aufrecht erhalten wird). Das Fell sollte niemals geschoren werden, wenn es nicht gerade hoffnungslos verknotet ist. So können die Tiere ihre Temperatur weitaus besser regulieren. Ein gesunder Tibet Terrier erreicht bei artgerechter Haltung ein Alter von 12 bis 15 Jahren.

Rassetypische Erkrankungen: Worauf muss man beim Tibet Terrier besonders achten?

  • Augenerkrankungen: Linsenluxation, Grüner Star, Grauer Star oder die unheilbare Progressive Retina Atrophie (PRA) können bei der Rasse auftreten. Erbliche Ursachen lassen sich durch Tests und gewissenhafte Meldungen beim Züchter ausschließen.
  • Gelenkprobleme: Patellaluxationen oder Hüftdysplasien können auch durch eine falsche Haltung oder zu viel Beanspruchung während des Wachstums bedingt sein.
  • Diabetes: Hunde mit Diabetes sind auf spezielle Diäten angewiesen und sollten regelmäßig den Tierarzt besuchen.
  • Taubheit: Angeborene Taubheit kommt vorallem bei Hunden mit Merle-Gen (Birkaugen und getüpfelte Färbung) vor.

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Pflegetipps: So bleibt Dein Tibet Terrier gesund

Je nach Zuchtlinie brauchen Tibet Terrier 2 bis 3 Jahre, bis sie vollständig ausgewachsen sind. Im dieser Zeit solltest Du das Knochenwachstum Deines Hundes mit speziellem Welpenfutter unterstützen. Um die Gelenke zu schonen, solltest Du Deinen Hund in den ersten Lebensjahren nicht zu viel abverlangen, damit die jungen Knochen nicht zu stark belastet werden. Das Fell des Tibet Terriers ist sehr robust und riecht kaum nach Hund, trotzdem solltest Du Deinen Zottelkopf täglich bürsten und von losen Haaren, Blättern und anderen Verschmutzungen befreien.

So findest Du Züchter mit Tibet Terrier-Welpen

Obwohl die Rasse erst seit wenigen Jahrzehnten in Europa gezüchtet wird, ist der Zuchtbestand in Deutschland recht groß. Wenn Du Dich für einen Welpen vom Züchter entscheidest, musst Du also nicht lange warten. Weil Züchter bei der Auswahl ihrer Zuchthunde sehr sorgsam vorgehen und die Ahnentafeln der Tiere genau abgleichen müssen, sind Welpen der Rasse aber nicht gerade günstig. Mit 1200 bis 1500 Euro solltest Du mindestens rechnen. Hierzulande werden Tibet Terrier außerdem relativ häufig in Tierheimen und Pflegestellen abgegeben.

VDH-Zertifikat ist ein Muss

Der Verein für das Deutsche Hundewesen ist in Deutschland zuständig für die Erhaltung der artgerechten und gesunden Rassezucht. Züchter, die ein Zertifikat des VDH tragen, werden regelmäßig kontrolliert und müssen strenge Auflagen bei der Zucht erfüllen. VDH-Zertifikate und Banner werden deshalb häufig von Massenzüchtern gefälscht. Hast Du Zweifel, frage einfach beim VDH nach oder recherchiere im Züchterverzeichnis auf der Vereins-Homepage.

Hier findest Du seriöse Züchter und Vermittler

Fazit: Der Glückshund ist eine willkommene Herausforderung für Hundefreunde

  • Tibet Terrier sind für verschiedene Halter-Typen geeignet und passen sich ihrer Umgebung an. Sie müssen als Welpen gut sozialisiert werden, damit sie als Erwachsene nicht zu „grantig“ bei fremden Eindrücken und neuen Begegnungen werden.
  • Sie können hervorragend klettern, lieben Schnee und brauchen eine sinnvolle Beschäftigung. Ein Tibet Terrier, der sich langweilt, wird sich die Zeit damit vertreiben, das Haus zu bewachen (zu bellen).
  • Veränderungen und Ortswechsel machen die Hunde nervös. Sie halten tägliche Routinen strikt ein und richten sich teilweise minutengenau nach täglichen Abläufen.

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