Wolfsspitz: Der traditionelle deutsche Hofhund

Wolfsspitz 02 Der Wolfsspitz ist ein typisch deutscher Bauernhund, der vom Mittelalter bis ins 19. Jahrhundert zu den beliebtesten Rassen auf deutschen Höfen gehörte. Angeblich kommt der genügsame Wachhund auch mit Kartoffeln aus – wir lassen es nicht drauf ankommen und erklären, wie die artgerechte Haltung des Wolfsspitzes aussieht.
Besonderheiten
  • Größter Deutscher Spitz
  • Aufmerksamer Wachhund
  • Kaum Jagdtrieb
  • Ringelrute und Plüschfell
  • Sehr anhänglich

Rasseportrait: Wolfsspitz

Andere Namen Keeshond, Kies-Hond
Weitere Typen Großspitz, Mittelspitz, Kleinspitz, Zwergspitz (Deutsche Spitze)
Größe Widerristhöhe 43 – 55 cm (ideal 49 cm)
Gewicht Nicht festgelegt, meist unter 20 kg
Körperbau Quadratisch, gut ausgebildete Brust, Ringelrute liegt auf dem Rücken
Augen Mandelförmig und leicht schräg, schwarzer Strich im Winkel
Ohren Kleine, spitze Stehohren
Fell & Farbe Dichte Unterwolle und abstehendes Deckhaar, graugewolkte Färbung mit dunkler Maske
Besonderheiten Früher verbreitet, heute selten
Charakter Freundlich, ausgeprägter Wachinstinkt, gesellig
Pflege Pflegeleichtes Fell
Gesundheit Lebenserwartung 12 – 14 Jahre, keine Gentests für Black Skin Disease-Gen möglich
Zucht Zwei Clubs mit aktiver Community

Die moderne Form des steinzeitlichen Torfspitzes – Äußere Merkmale des Wolfsspitzes

Der Wolfsspitz teilt sich einen Rassestandard mit seinen engen Verwandten, den Groß-, Mittel-, Klein- und Zwergspitzen (Pomeranians). Mit einer zulässigen Widerristhöhe zwischen 43 und 55 cm (ideal 49 cm) ist er der größte Deutsche Spitz, dabei wiegt er nur etwa 15 bis 20 kg. Von anderen Typen ist er durch seine graugewolkte Fellfarbe leicht zu unterscheiden.

Wolfsspitz 02

Unter den Spitzen leicht zu erkennen

  • Der Finnische Spitz (Suomenpystykorva) hat kürzeres, fuchsrotes Fell im Vergleich zum flauschigen Pelz des Wolfsspitzes.
  • Volpino Italiano, American Eskimo Dog und Japan-Spitz werden nur in reinweiß gezüchtet, genau wie der Samojedenhund.
  • Eurasier sind größer und haben glatteres, kürzeres Fell als Wolfsspitze. Sie kommen in allen Farben vor.
  • Der glatthaarige Elo (Groß-Elo) stammt vom Eurasier und in zweiter Linie vom Wolfsspitz ab. Er ist deutlich stämmiger gebaut und hat einen breiteren Kopf als Spitze.

Von der spitzen Nase bis zur Ringelrute: Der Rassestandard im Überblick

  • Beim Wolfsspitz ist das Gesicht sehr kurz behaart. Das plüschige Fell beginnt hinter den Ohren und reicht am Hals fast bis zu den Backen und eine dunkle Maske zeichnet sich im Gesicht ab. Der Kopf ist keilförmig, dabei sollte der Fang nicht zu lang sein und weder stumpf noch übertrieben zugespitzt verlaufen.
  • Die Nase ist sehr klein, rund und immer schwarz. Besonders betont werden die starken, perfekt ineinandergreifenden Fangzähne. Sanft gerundete Backen unterscheiden die Kopfform deutlich von Schäferhund und Windhund.
  • Rund um die mandelförmigen Augen, die nicht zu groß und leicht schräg gestellt sind, sind die Lider schwarz gefärbt. Auch die Iris sollte möglichst dunkel gefärbt sein. Der freundliche Ausdruck ähnelt eher dem des Samojeden als dem des Siberian Huskys oder des Malamutes.
  • Die dreieckigen Stehohren sind recht klein und stehen eng zusammen. Sie laufen spitz zu und sind mit dichtem, kurzem Haar bedeckt, das sich meist dunkel vom silbrig-grauen Kopf absetzt.
  • Im Nacken ist der mittellange und kräftige Hals leicht gewölbt. Durch die reiche Mähne rund um Hals und Nacken ist die vordere Körperpartie kaum sichtbar. Der Rücken ist kurz, gerade und fest, genau wie die breiten und kräftigen Lenden. Brustkorb und Vorbrust sind gut entwickelt, die untere Profillinie ist am Bauch kaum aufgezogen. Insgesamt sollte der Körper quadratisch wirken (lang wie hoch).
  • Die Vorder- und Hinterläufe werden von starken Knochen getragen und stehen fast senkrecht. Das Knie ist kaum gewinkelt und der Hintermittelfuß ist sehr stark und gerade. Die Katzenpfoten sollten klein und rundlich sein, mit gut entwickelten und möglchst dunklen Ballen und Krallen.
  • Ein besonders charakteristisches Merkmal ist die buschig behaarte Ringelrute, die auf dem Rücken liegend getragen wird und die Silhouette abrundet.

Der grau gewolkte Spitz: Fell und Farben

Wolfsspitze kommen nur in einer Farbvariante vor, deren Schattierungen mal dunkler und mal heller ausfallen können. Das feste Deckhaar steht gerade und lang in alle Richtungen ab, darunter befindet sich wattige und dichte Unterwolle. Besonders reich befedert sind die buschige Mähne rund um Hals und Nacken, die Rute und die Hinterseiten der Läufe. Die Vorderseiten der Läufe sind wie die Ohren und das Gesicht sehr dicht und kurz behaart. Locken, Scheitel oder Wellen kommen bei reinrassigen Wolfsspitzen niemals vor.

Was bedeutet graugewolkt?

Diese in der Hundewelt eher seltene Farbgebung zeichnet den Keeshond aus. Das Fell besteht aus zweifarbigen Haaren, die an den Spitzen dunkler erscheinen und am Ansatz silbrig-grau. Dadurch entstehen dunkle Wolken wie bei der Zobel-Färbung (nur ohne Braunstich).

  • Ein schwarzer Strich zieht sich vom äußeren Augenwinkel bis zum Ohransatz.
  • Ohren und Fang sind immer dunkel gefärbt.
  • Die Augenbrauen zeichnen sich dunkel ab.
  • Hals und Schultern erscheinen silbergrau (nie reinweiß), am hellsten ist das Fell an der Unterseite der Rute und an den Läufen.
  • Die Rutenspitze sollte schwarz sein.

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Die Geschichte des Wolfsspitzes: Torfhund oder kein Torfhund?

Lange wurde vermutet, dass der Wolfsspitz ein direkter Nachkomme des steinzeitlichen Torfhundes ist, der in der Jungsteinzeit gehalten wurde. Durch Genanalysen konnte dieser Verdacht bisher aber nicht bestätigt werden. Fraglos ist der Wolfsspitz die älteste Spitzrasse und auch eine der ältesten Haushundrassen in Deutschland. Während des gesamten Mittelalters waren Wolfsspitze die am weitesten verbreitete Hunderasse, aus der sich weitere Typen erst allmählich bildeten. Schon in den Anfängen der modernen Hundezucht wurde der erste Rassestandard für den Wolfsspitz in Berlin festgelegt (1880).

Nützlicher Schutzpatron von Haus und Hof

  • Spitze werden seit Jahrhunderten traditionell freilaufend auf Höfen gehalten.
  • Sie zeigen Eindringlinge zuverlässig an und verbellen Füchse und andere Raubtiere.
  • Man sagt, dass die genügsamen Tiere in Zeiten der Not auch mit Kartoffeln gefüttert werden können. Zu Kriegszeiten stiegt die Beliebtheit deshalb stets an.

Der Keeshond im Ausland

Schon früh verbreitete sich die Rasse unter europäischen Adeligen. Im Ausland wurde der ab 1780 als Keeshond bekannte Spitz kleiner und schnittiger gezüchtet als in Deutschland. Erst 1933 wurde der kleinere, niederländische Typ in den Rassestandard aufgenommen. Berühmte Vertreter des Wolfsspitzes waren die Hofhunde von König George III. und George IV. und der prominente vierbeinige Hond eines bekannten niederländischen Politikers, der Kees genannt wurde.

Der Charakter – Anspruchsloser Wachhund ohne Schärfe

Lernbereite Anfänger in der Hundeerziehung kommen mit dem Wolfsspitz als Ersthund gut zurecht. Er setzt sich instinktiv als Wachhund im Haus ein, zeigt aber keine Aggressionen gegenüber Fremden. Ungewöhnlichkeiten werden jedoch zuverlässig angezeigt. Als Familienhund ist er bestens geeignet, da er sich nicht auf einen Halter fixiert, sondern im ganzen Rudel dabei sein möchte. Wohler als in einer großen Runde mit der ganzen Familie könnte sich der buschige Hofhund kaum fühlen.

Typische Verhaltensweisen für den Keeshond

  • Er gilt als ortsgebunden und streunt bei guter Erziehung nicht eigenständig herum. Natürlich gibt es auch Ausnahmefälle, die die ganze Nachbarschaft und nicht nur den Garten bewachen wollen.
  • Im Haus möchte er immer den Eingangsbereich im Blick behalten. Stelle dort ein Hundebett auf und lasse Deinen Vierbeiner tagsüber frei im Haus und im Garten herumstreifen.
  • Mit Kleinkindern und Haustieren aller Art geht der Wolfsspitz behutsam um. Selten zeigen Hunde der Rasse einen aktiven Jagdtrieb.
  • Unbeschäftigte Spitze gelten als nervöse Kläffer. In einigen Beschreibungen von Züchtern wird dagegen behauptet, dass der Keeshond kaum bellt. Mit einer guten Sozialisierung kannst Du Lautstärkeprobleme im Haus vermeiden.
  • Die aktiven Vierbeiner lassen sich zu jeder Zeit zu Action motivieren. Achte bei jungen Familienhunden darauf, dass es tagsüber auch mal Ruhezeiten gibt.

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Wolfsspitz oder Eurasier – welcher Hund passt zu mir?

Als Spitzfan auf Welpensuche ist es nicht leicht, zwischen Keeshond, Eurasier, Elo, Samojede und Finnischem Spitz zu wählen. Heutzutage werden Elo und Eurasier dem Wolfsspitz häufig vorgezogen, da Halter fälschlicherweise davon ausgehen, dass die modernen Nachfahren des deutschen Urspitzes ruhiger und unkomplizierter sind.

Pro und Contra

Pro Contra
  • Der Wolfsspitz zeigt im Gegensatz zu Eurasier, Elo und Samojede keinen Jagdtrieb. Er stellt keine Gefahr für Kinder, Katzen oder Wildtiere dar.
  • Deutsche Spitze sind folgsamer und freundlicher als ihre engen Verwandten mit Jagdhundblut.
  • Eurasier und Elos sind ausgeglichener als der Wolfsspitz. Sie lassen sich nicht aus der Ruhe bringen.

Die Erziehung von Keeshond Welpen – Für aktive Halter kein Problem

Obwohl Wolfsspitze für Anfänger geeignet sind, erziehen sie natürlich nicht selbst. Werden Verbote und Regeln einmal verstanden, befolgen die cleveren Fellfreunde diese aber um jeden Preis. Dazu muss natürlich das Vertrauensverhältnis zwischen Hund und Halter stimmen. Wenn Du mit Deinem Welpen eine Hundeschule besuchst und bei der Erziehung liebevoll aber konsequent bleibst, entwickelt Dein Begleiter sich zum ausgeglichenen und fröhlichen Familienhund.

Artgerechte Beschäftigung für Spitze

Hunde, die tagsüber ausreichend beschäftigt werden und ihren Aufgaben gewachsen sind, verhalten sich im Haus ausgeglichen und ruhig. Zur artgerechten Haltung eines Spitzes gehört deshalb immer sportliche und geistige Aktivität. Wie alle Fellnasen möchte er Aufgaben lösen und dafür Anerkennung ernten. Unterforderte Wolfis gehen ihrer Neigung zum Überwachen unkontrolliert nach und entwickeln destruktive Verhaltensweisen.

Beschäftigung für Wolfsspitze

  • Sie sollten in ebenerdigen Wohnungen mit Zugang zu einem eingezäunten Garten gehalten werden. Gibt es gerade nichts zu tun, können sie sich frei im Haus bewegen und nach dem Rechten sehen.
  • Junge Spitze können nicht einfach auf dem Hof sich selbst überlassen werden. Sie müssen aktiv sozialisiert werden und brauchen anspruchsvolle Beschäftigung im Team mit Menschen.
  • Intelligenz- und Suchspiele kommen bei den intelligenten Wachhunden sehr gut an.
  • Wanderungen durch die Natur können sie auch ohne Leine genießen. Auf Langläufe mit Rad und Hund oder Skates und Hund solltest Du verzichten.

Typische Krankheiten und Pflege beim Wolfsspitz – Pflegeleichter als man denkt

Ein gut gepflegter Wolfsspitz ohne Erbkrankheiten kann 12 bis 14 Jahre alt werden. Die Rasse ist robust und erkrankt selten an Infektionskrankheiten. Auch Magendrehungen kommen selten vor. Trotzdem sind die Zuchtlinien nicht frei von Erbkrankheiten, die selten vorkommen, die Lebensqualität aber stark einschränken können.

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Erbkrankheiten

  • Primärer Hyperparathyreoidismus (PHPT): Überfunktion der Schilddrüse
  • Knochen- und Gelenkprobleme: Hüftdysplasie, Patellaluxation
  • Alopezie X (Black Skin Disease): Fortschreitender Haarvelust, die betroffenen Hautpartien färben sich dunkel. Bisher konnte das auslösende Gen nicht ermittelt werden, daher lässt sich die Krankheit durch Tests nicht vermeiden
  • Diabetes mellitus kommt nur beim Wolfsspitz gehäuft vor, andere Deutsche Spitze sind weniger anfällig
  • Epilepsie (neurologisch bedingte Krampfanfälle)
  • Fallot’sche Tetralogie: Herzfehler, der eine verminderte Durchblutung der Lunge zur Folge hat

Unkomplizierte Fellpflege für unkomplizierte Charaktere

Das Fell sieht aus, als ob es großen Pflegeaufwand bedarf, doch der Eindruck täuscht: Wolfsspitze müssen im Grunde nie frisiert werden und geben sich mit gelegentlichem Bürsten zufrieden. Während des Fellwechsels verlieren sie besonders viele lange Haare aus dem Deckhaar und wollige Fasern aus der dichten Unterwolle. Ein weiterer Vorteil ist der Geruch: Auch wenn das Fell gelegentlich nass geregnet wird, entwickelt sich kaum Hundegeruch.

Wolfsspitz Welpen vom Züchter kaufen – Eine Rasse für Liebhaber

Wolfsspitze haben viel Konkurrenz und werden deshalb nicht mehr allzu häufig gezüchtet. Obwohl seriöse Züchter momentan deutlich seltener zu finden sind als Züchter von Pomeranian und Co., gibt es in fast jedem Bundesland einen Zwinger. Beim Kauf von Rassehunden solltest Du nur geprüften Züchtern mit FCI- oder VDH-Zertifikat vertrauen und keine Billigangebote im Internet annehmen. Auch von Mitleidskäufen bei Animal Hoardern raten wir dringend ab, da Du den illegalen Welpenhandel mit jedem Kauf unterstützen würdest. Mit einem Kaufpreis zwischen 800 und 1500 Euro solltst Du rechnen.

Züchter in Deutschland finden

Wolfsspitz Mischlinge kaufen

Im Internet gibt es nicht nur schwarze Schafe, sondern auch ein paar seriöse Hobbyzüchter oder Halter, die ungeplante Würfe „“aus der Nachbarschaft““ abzugeben haben. Häufig werden Wolfsspitze mit anderen beliebten Spitzrassen wie Elo, Samojede oder Eurasier gekreuzt. Auch Mix Welpen aus Wolfsspitz und kleineren Deutschen Spitzen sind beliebt. Beim Kauf von sogenannten Designer Dogs solltest Du bedenken, dass die Genetik ein reiner Glücksgriff ist: Die Welpen können besonders gesund sein und keine typischen Rassekrankheiten entwickeln, sie können aber auch die Schwächen beider Elternrassen vereinen.

Fazit: Jeder sollte einen Wolfsspitz kennen

  • Die freundlichen und anhänglichen Vierbeiner sind tolle Familienhunde, die mit allen Familienmitgliedern freundlich und sanft umgehen.
  • Sie lassen sich schnell aus der Ruhe bringen, werden bei guter Erziehung aber nicht zu Kläffern. Ungewöhnlichkeiten zeigen sie jedoch immer durch Bellen an.
  • Anders als ähnliche Rassen entwickeln sie keinen Jagdtrieb. Sie hetzen selten Wild hinterher, versuchen aber vermeintliche Eindringlinge zu verjagen.

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