Der Samojede – Schneeweißer Arbeitshund mit vielen Fähigkeiten
- Kein geeigneter Wachhund
- Trotzdem sehr wachsam
- Samojeden „lächeln“
- Hitze- und kältebeständig
- Sehr ausdauernd
Rasseportrait: Samojede
Herkunft | Russland (Sibirien) |
Klassifikation | Schlittenhund, Begleithund |
Größe | Rüden 54 – 60 cm, ideal 57 cm. Hündinnen 51 – 56 cm, ideal 53 cm |
Gewicht | 20 – 30 kg bei Rüden, 17 – 25 kg bei Hündinnen |
Körperbau | Tiefe Brust, kräftiger Hals, keilförmiger Kopf |
Augen | Dunkel gefärbt mit freundlichem Ausdruck (Lächeln) |
Ohren | Kleine bewegliche Stehohren mit abgerundeten Spitzen |
Fell & Farbe | Farben weiß, creme oder weiß mit bisquit. Mähne am Hals sehr voluminös |
Besonderheiten | Arbeitshund ohne Jagdtrieb oder scharfen Wachinstinkt |
Charakter | Intelligent, aktiv, aufmerksam, anhänglich |
Pflege | Fell mehrmals wöchentlich trimmen (nicht scheren) |
Gesundheit | Schwere Erbkrankheiten kommen vor (Augenkrankheiten, Herzkrankheiten, Nierenkrankheiten) |
Zucht | Gentests für Zuchthunde erforderlich |
Woran ist der Samojede erkennbar? Merkmale und Unterschiede zu anderen weißen Spitzen
Die weit im Norden lebenden Samojeden sind mit einer idealen Widerristhöhe von 57 cm für Rüden und 53 cm für Hündinnen deutlich größer als deutsche Spitzrassen. Sie bringen bis zu 30 Kilogramm auf die Waage (Hündinnen mindestens 17 Kilogramm) und gleichen in ihrer Statur dem Wolfsspitz. Markant beim Samojeden ist das schneeweiße Fell, das am ganzen Körper (abgesehen vom Gesicht) lang wächst und leicht absteht, sodass es sehr flauschig wirkt und der Erscheinung des Hundes einiges an Volumen gibt. Auch cremefarbene Samojeden und Hunde mit weißem Fell und leichter Bisquit-Färbung als Mantel auf dem Rücken und im Nacken sind erlaubt. Selten kommen auch hellbraune Samojeden-Welpen mit weißen Abzeichen zur Welt, dies gilt allerdings als Zuchtfehler.
Weitere Merkmale des Samojeden im Überblick: Was steckt unter dem weißen Pelz?
- Fang und Kopf sind etwa gleich lang und spitzen sich zur Schnauze hin keilförmig zu. Der Nasenschwamm ist bei allen Hunden schwarz, im Winter hellt die sogenannte Winternase sich in der Mitte sichtbar auf. Der Stopp am Nasenrücken ist gut sichtbar, die Stirnfurche ist kaum ausgeprägt.
- Die Lefzen sind relativ dick und schwarz pigmentiert. Sie ziehen sich bei entspannter Haltung hoch in Richtung der äußeren Augenwinkel, so entsteht der lächelnde Ausdruck, für den die Hunde bekannt sind.
- Auch die Augen wirken freundlich und lächelnd. Sie stehen weit auseinander und leicht schräg, die äußeren Augenwinkel zeichnen sich durch die schwarze Pigmentierung der Haut gut ab. Gelbe oder hellblaue Augen kommen selten vor, diese Hunde dürfen jedoch nicht für die Zucht verwendet werden.
- Seine relativ kleinen und dicken Stehohren kann der Hund frei ausrichten. In Ruhestellung sind sie nach vorn geneigt, die Spitzen sind leicht abgerundet. Sie setzen weit oben am Schädel an.
- Der Körper ist etwas länger als hoch, mit betontem Widerrist und leicht abfallender Kruppe. Die Lenden sind kurz und kräftig, die Brust ist tief und ausladend. Am Hinterkopf und am Hals bildet sich eine charakteristische Mähne, die den Kopf umrahmt und bei Rüden sehr stark ausgeprägt ist.
- Schultern und Oberarme sind schräg gelagert und liegen dicht am Körper an. Die Zehen sind relativ lang, die Vorderpfoten wirken oval. An den Hinterläufen sind die Hunde gut bemuskelt. Die Knie sind leicht angewinkelt, der hintere Mittelfuß verläuft vertikal.
- Die Rute ist sehr beweglich und zeigt die Stimmung des Hundes deutlich an. In Ruhestellung hängt sie manchmal bis zu den Sprunggelenken herab, bei Aufregung und Freude wird sie über dem Rücken eingerollt getragen. Sie ist sehr gut befedert.
Zum Verwechseln ähnlich: Samojeden und ihre nahen Verwandten
- Unter den Deutschen Spitzen kommt der Großspitz am nächsten. Der Samojede ist allerdings deutlich größer und hat einen kräftigeren Körperbau.
- Der American Eskimo Dog ist eine amerikanische Variation des Großspitzes und wiederum etwas kleienr als der Großspitz, für Kenner der Rassen also leicht vom Samojeden zu unterscheiden.
- Beim Wolfsspitz dominiert die Farbe Grau in der Fellzeichnung. Außerdem wirkt die Mähne rund um den Kopf nicht so voluminös und fein wie beim Samojeden.
- Der Eurasier entstand aus Kreuzungen zwischen Wolfsspitzen, Chow-Chows und Samojeden. Er kommt nur selten in weiß vor, außerdem sind die Hinterseiten der Läufe, die Mähne und die Rute nicht ganz so stark befedert wie beim Samojeden.
- Im Gegensatz zu anderen europäischen Spitzen hat der Samojede ein eher ruhiges Wesen, er wird selten aggressiv gegenüber Fremden und zeigt keinen Jagdtrieb.
Der Schlittenhund der Forscher und Entdecker: Die Geschichte des Samojeden
In der zweiten Hälfte des 19. Jahrhunderts begannen britische und deutsche Forscher, erste Expeditionen zum Nordpol zu unternehmen und den eiskalten Norden Russlands zu erkunden. Die ausdauernden Hunde der samojedischen Völker in Sibirien erwiesen sich bei Expeditionen als nützlich: Forscher nutzten die Tiere als Schlittenhunde und mit dem Aufkommen der systematischen Reinzüchtung von Rassen um die Jahrhundertwende kamen erste Exemplare nach England.
Der Samojede in Europa
Im Jahr 1889 importierte der britische Zoologe Ernest Kilbourne Scott die ersten weißen und cremefarbenen Hunde aus Sibirien. In ihrer russischen Heimat kommen die Samojeden-Hunde bis heute in verschiedenen Färbungen vor, von weiß und cremefarben über braun und schwarz bis hin zu zweifarbigen Farbschlägen und Zobelfarben. Vom FCI werden diese Färbungen jedoch nicht als reinrassig anerkannt. Weil der ursprüngliche Zuchtbestand sehr klein war, die Hunde sich aber sehr schnell weltweiter Beliebtheit erfreuten, treten heute zahlreiche Erbkrankheiten bei der Rasse auf.
Der Samojede in seiner russischen Heimat
Die samojedischen Völker leben wahrscheinlich seit ihrer Ansiedlung in Sibirien mit ihren Spitzen zusammen. Die Samojeden teilen ihre Wurzeln mit vielen anderen nordischen Spitzrassen wie auch mit dem Japan-Spitz. Einige Kynologen vertreten die Meinung, dass die Vorfahren heutiger Spitzrassen sich teilweise unabhängig voneinander entwickelt haben könnten – äußerlich ähneln sich die interkontinental angesiedelten Spitzrassen allerdings in auffällig vielen Details.
Frühere Aufgaben der Samojeden-Hunde
- Jagen
- Ungeziefer vertreiben (Ratten, Mader und Mäuse)
- Raubtiere fernhalten und durch Bellen anzeigen (Fuchs, Wolf, Bär)
- Kinder hüten (nachts wurden die Hunde zum Wärmen mit ins Bett genommen)
- Rentiere hüten und von Ort zu Ort treiben
Das Wesen des Samojeden: Ein merkwürdiger Spitz mit einzigartigen Eigenschaften
Obwohl Samojeden ursprünglich als Jagd- und Wachhunde eingesetzt wurden, unterscheidet sich ihr heutiges Wesen klar von dem anderer Spitzrassen, die ihren Drang zum Bewachen und Jagen nicht verloren haben. Ein Samojede verhält sich eher wie ein Begleit- als wie ein Arbeitshund. Wenn Du einen Samojeden ins Haus holst, sollte er als vollwertiges Familienmitglied angesehen werden und an allen Aktivitäten teilhaben dürfen. Eine enge Beziehung zum Menschen steht für die Hunde an erster Stelle.
Seit über 1000 Jahren ein lieber Familienhund
- Samojeden sind sehr verträglich. Sie können problemlos mit Kindern, Katzen, kleineren und größeren Hunden und anderen Haustieren zusammenleben.
- Sie sind sehr aktiv und intelligent. Am liebsten möchten sie „“ihre““ Menschen den ganzen Tag über begleiten.
- Die Hunde kommen mit jedem Wetter zurecht und sind sehr ausdauernd. Sie können stundenlang im Freien arbeiten oder spielen.
- Alleinsein fällt ihnen nicht leicht. Sie brauchen immer einen vertrauten Menschen in der Nähe, an dem sie sich orientieren können.
Der Samojede fordert Zeit
Samojeden sind sehr anhänglich und haben ein gutes Gedächtnis. Erhalten sie von einer fremden Person einen Snack oder Streicheleinheiten, erkennen sie ihn oder sie überall wieder und freuen sich bei jedem Treffen. Bei ihren täglichen Aktivitäten bestehen sie auf eine gewisse Routine – sie merken sich Uhrzeiten zum Aufstehen, zum Fressen und zum Spielen. Die einstigen Arbeitshunde brauchen viel Aufmerksamkeit und machen sich mit ihrer liebenswürdigen Art in kurzer Zeit viele Freunde in der Nachbarschaft.
Erziehung und Haltung beim Samojeden: Vom Arbeitshund zum Familienliebling
Samojeden aus Europa oder den USA sind nicht mehr die arbeitswütigen Allround-Arbeitshunde, die sie in ihrer sibirischen Heimat waren. Sie zeigen Besucher durch Bellen an, lassen sich aber schnell durch freundliche Worte oder Snacks bestechen. Als Wachhunde sind sie deshalb nicht geeignet. Auch ihr Jagdtrieb hat stark nachgelassen – nur wenige Hunde haben das Bedürfnis, einem Eichhörnchen oder einer Katze hinterherzulaufen. Einige Samojeden können deshalb kaum etwas mit Bällen oder Jagdspielzeugen anfangen.
Bewegung muss sein
Auch wenn der moderne Samojede eher ein Haus- als ein Hofhund ist, braucht er viel Auslauf. Experten für die Rasse empfehlen Haltern, mindestens zwei Stunden täglich mit ihren Hunden im Freien zu verbringen. Sie sind sehr neugierig und untersuchen jede Veränderung in ihrem Revier genau. Für sportliche Aktivitäten sind sie leicht zu begeistern – bringe Deinem Samojeden-Welpen bei, dass allzu wilde Tobereien nur draußen stattfinden. Andernfalls könnte er zur Gefahr für Deine Einrichtung werden, wenn er sich im Haus langweilt und albern wird.
Abwechslungsreiche Spiele für aufgeweckte Samojeden
- Bei Intelligenzspielen haben die cleveren Hunde schnell den Dreh heraus. Wähle anspruchsvolle Spiele mit Schubladen, Hebeln und Rollen und versuche die Schwierigkeit schrittweise zu erhöhen.
- Suchspiele gefallen den Hunden im Freien wie auch im Haus.
- Herumtollen im Schnee ist für Deinen Samojeden das Größte.
- Er hält problemlos beim Wandern, Radfahren, Joggen oder Schwimmen mit. Extreme Temperaturen schränken seine Ausdauer kaum ein.
- Beim einfachen Toben mit Kindern, Erwachsenen und Artgenossen gehen die Hunde sehr sanft vor. Voraussetzung für verletzungsfreie Kämpfchen ist, dass die Hunde schon als Welpen lernen, wie ruppig sie werden dürfen und mit welcher Bissstärke sie zupacken können.
Pflege, Ernährung und Gesundheit beim Samojeden: Robust aber erblich vorbelastet
Trotz großer Bemühungen in der Zucht leiden Samojeden überdurchschnittlich häufig an bestimmten Erbkrankheiten. Eine gute Nachricht ist, dass ein gesund geborener Welpe nur sehr selten an akuten Infekten erkrankt. Werden die Hunde artgerecht gehalten und stammen sie aus guter Zucht, stehen die Chancen für ein (fast) tierarzt-freies Leben also recht gut. Die durchschnittliche Lebenserwartung der Hunde liegt bei 12 bis 13 Jahren, vereinzelt werden Tiere sogar 17 Jahre und älter.
Mögliche Erbkrankheiten beim Samojeden
- Erblich bedingte Nierenentzündung: Ähnelt dem Alport-Syndrom beim Menschen. Symptome treten im Alter von drei bis vier Monaten auf; die Krankheit verläuft langfristig tödlich.
- Diabetes mellitus: Tritt bei den meisten Hunden im siebten Lebensjahr auf, chronische Bauchspeicheldrüsenentzündung.
- Progressive Retinaatrophie (PRA): Langsames Absterben der Netzhaut führt letztendlich zur Erblindung; erste Anzeichen treten bei den meisten Hunden vor dem fünften Lebensjahr auf.
- Zwergwuchs, oft in Verbindung mit Augenkrankheiten wie Grauer Star (Katarakt), Fehlbildungen der Netzhaut oder Netzhautablösungen.
- Herzkrankheiten (wie die Pulmonalstenose): Symptome sind Kurzatmigkeit, übermäßige Müdigkeit und allgemeine Schwäche.
Pflegeleicht trotz weißer Mähne
Das Fell des Samojeden braucht nicht mehr oder weniger Pflege als das Fell von kurzhaarigen Hunden mit Stockhaar. Alle zwei bis drei Tage solltest Du die Unterwolle mit einem Trimmkamm ausdünnen, damit sich nicht allzu viele weiße Haare im Haus ansammeln. Baden musst Du Deinen Hund nur, wenn er völlig verdreckt ist oder wenn das Fell übel riecht. Einen gewissen Eigengeruch können die Hunde nicht verbergen, besonders wenn sie von einem verregneten Spaziergang ins Haus zurück kommen. Schläft Dein Hund mit im Bett, intensiviere sowohl das Bürsten als auch das Baden.
Samojeden-Welpen beim Züchter kaufen: Tierfreundliche Wege, einen Samojeden zu adoptieren
Um die Weitergabe schwerer Erbkrankheiten zu vermeiden, überprüfen seriöse Züchter gründlich den genetischen Fingerabdruck ihrer Zuchthunde. Als künftiger Halter eines Samojeden solltest Du Dich genau über die Risiken informieren und nur bei Züchtern kaufen, die entsprechende Gentests für ihre Hunde durchführen und jede auftretende Erkrankung im Stammbaum der Hunde vermerken.
Adopt, don’t shop?
Da in Russland eine andere Einstellung zu Haustieren und Streunern herrscht als hierzulande, werden Samojeden und Samojeden-Mischlinge häufig von Tierpaten aus russischen Tierheimen nach Deutschland gebracht. Wenn Du Dir die Erziehung eines erwachsenen Hundes zutraust, kannst Du über eine Adoption nachdenken.
Diese Kriterien sollte jeder Züchter von Samojeden erfüllen
- Die Welpen wachsen im Haus auf und werden bis zur Abgabe nicht von ihrer Mutter und ihren Geschwistern getrennt. Sie sind auf Menschen geprägt und begrüßen Dich allesamt freundlich und stürmisch, wenn Du hereinkommst.
- Auch das Muttertier wirkt gesund und verhält sich freundlich. Die Welpen-Mutter sollte ein gewisses Alter erreicht haben (mindestens 4 Jahre), damit spät auftretende Erbkrankheiten ausgeschlossen werden können.
- Im Stammbaum der Welpen sollten Erbkrankheiten nur vereinzelt vorkommen. Auffällige Hunde dürfen nicht für die Zucht verwendet werden.
- Alle Welpen sollten vor der Abgabe tierärztlich auf mögliche Krankheiten und genetische Vorbelastungen getestet werden.
Hier findest Du Samojeden-Züchter mit Zertifikat
- Im Verein für das Deutsche Hundewesen (VDH) sind wenige Züchter aufgelistet, die sehr aktiv und europaweit vernetzt sind.
- Zahlreiche Samojeden-Züchter sind Mitglieder im Deutschen Club für Nordische Hütehunde e.V.
- Viele Streuner aus Sibirien und Abgabetiere aus Deutschland werden über Tiervermittlungen an liebevolle Halter weitergegeben.
Fazit: Der Samojede ist ein richtiger „Familienspitz“
- Trotz äußerlicher Ähnlichkeiten sind Samojeden ruhiger und häuslicher als ihre deutschen und skandinavischen Verwandten.
- Russische Samojeden suchen europaweit ein Zuhause und sind in ihrer Heimat häufiger in Tierheimen zu finden.
- Sie sind sehr ausdauernd und müssen bei jedem Wetter Zeit im Freien verbringen.
- Familienhaushalte, in denen immer etwas los ist, sind genau richtig für die quirligen Hunde. Single-Haltern verlangen sie einiges ab.