Der Kangal: Anatolischer Hirtenhund mit großem Stolz

Kangal 04 Der Kangal-Hirtenhund ist auch als anatolischer Hirtenhund, Karabaş oder Coban Köpegi bekannt. Erst 2018 wurde der Rassestandard reformiert und die Reinzüchtung der Rasse neu definiert. Die Hunde haben einen ausgeprägten Beschützerinstinkt – da sie auch große Hunderassen überragen, ist gute Erziehung deshalb unbedingt notwendig. Im Tierheim haben sie häufig ein schweres Los, da sie noch seltener adoptiert werden als Listenhunde.
Besonderheiten
  • Widerristhöhe > 65 cm
  • Sehr alte Hunderasse
  • Ausgeprägter Beschützerinstinkt
  • Cremefarben mit dunkler Maske
  • Beliebt in Deutschland

Rasseportrait: Kangal

Herkunft Türkei
Klassifikation Herdenschutzhund
Alternative Bezeichnungen Kangal Çoban Köpeği, Sivas Kangal, Karabaş, anatolischer Hirtenhund, Kangal Shepherd Dog
Größe Widerristhöhe bei Rüden größer als 70 cm, bei Hündinnen größer als 65 cm (bis zu 90 cm)
Gewicht Je nach Geschlecht und Größe 45 – 65 kg
Körperbau Groß, langbeinig, muskulös, großer Kopf
Augen Leicht mandelförmig und dunkel, manchmal bernsteinfarben
Ohren Seitlich abfallende Schlappohren, meist dunkel abgesetzt
Fell & Farbe Einfarbig falb in allen Schattierungen, schwarze Maske
Besonderheiten Häufig in Tierheimen zu finden
Charakter Dominant, eigenständig, ausdauernd, ausgeglichen
Pflege Sehr pflegeleicht
Gesundheit Kaum Erbkrankheiten
Zucht Wenige seriöse Züchter in Deutschland

Äußere Merkmale des Kangals: Maskierter Riese mit typischer Färbung

Anatolische Hirtenhunde fallen vorrangig aufgrund ihrer riesenhaften Körpergröße auf: Die Widerristhöhe bei Rüden liegt bei durchschnittlich 70 bis 85 Zentimetern, wobei einzelne Individuen auch deutlich größer als 90 Zentimeter werden können. Für Hündinnen ist eine Widerristhöhe von 65 bis 73 Zentimetern im Rassestandardvorgegeben. Neben deutschen Doggen, Bernhardinern und irischen Wolfhunden werden sie zu den größten Hunderassen der Welt gezählt.

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Stärker als ein Wolf: So ist der Kangal gebaut

  • Der Kopf ist etwas länger als breit und durch eine breite Stirnfurche zu erkennen. Im Gesicht tragen sie eine schwarze Maske, auch die Lippen, der Nasenschwamm und die Lidränder sind schwarz. Die Augen sind rund und dunkelbraun. Auch die Ohren setzen sich meist dunkel von der Grundfarbe des Fells ab und hängen bis zu den Wangen herunter.
  • Der muskelbepackte Körper wirkt trotz der enormen Größe der Hunde verhältnismäßig schlank und sportlich. Dank des tiefreichenden Brustkorbs wirken die Hunde anmutig und haben eine hirschähnliche Körperhaltung. Die Vorder- und Hinterläufe sind lang, muskulös und mit starken Knochen ausgestattet.
  • In Bewegung tragen die Hunde Kopf, Rücken und Rute auf einer Höhe. Im Stand wird die Rute leicht eingerollt nach oben getragen. An der Unterseite der Rute tragen manche Kangals längere Haare als Fahne.
  • Das Deckhaar ist mittellang (3 bis 7 cm) und fühlt sich hart und dick an. Darunter tragen die türkischen Hirtenhunde ein dichtes Unterfell.
  • Ihre Grundfarbe ist cremefarben bis grau. Sie sind immer einfarbig mit schwarzer Maske (Karabaş).

Die Modernisierung des Rassestandards

Kritik an den europäischen und amerikanischen Rassestandards für die anatolischen Hirtenhunde gibt es schon seit ihrer Entstehung. So unterscheiden sich westeuropäische Kangal-Hirtenhunde und amerikanische Züchtungen deutlich von solchen aus den türkischen Regionen, in denen sie traditionell seit hunderten von Jahren gezüchtet werden. Um die Reinzüchtung der Rasse zu ermöglichen, wurde der deutsche Rassestandard 2018 modernisiert und der anatolische Hirtenhund wurde im FCI zum Kangal-Hirtenhund.

Die türkischen Wurzeln des Kangal-Hirtenhundes kurz erklärt

Der Kangal Çoban Köpeği ist der Nationalhund der Türkei und vor allem in den anatolischen Bergen verbreitet. Hier wird er noch heute zum Schutz von Akkaraman-Schafen eingesetzt, die eine ähnliche dunkle Maske wie die Hirtenhunde tragen. Die einheitliche Fellfärbung ist seit hunderten von Jahren Teil der Karabaş (frei übersetzt Schwarzköpfe). Seit dem 16. Jahrhundert haben sich die Hunde im Osten der Türkei äußerlich kaum verändert.

Theorien zur Entstehung der Hunderasse

Die Herkunft von Hirtenhunden ist meist schwerer auszumachen als die von Kriegs- und Jagdhunden, da diese Bauernhunde für Geschichtsschreiber keine große Rolle spielten. Klar ist, dass der Kangal im Osten der Türkeiund der hellere Akbaş-Hirtenhund im Westen der Türkei sich unabhängig voneinander entwickelt haben. Ihre gemeinsamen Vorfahren stammen wahrscheinlich aus Zentralasien

Meilensteine der Geschichte der anatolischen Hirtenhunde im Überblick

  • Anatolische Hirtenhunde gelten als Vorfahren verschiedener moderner Hunderassen, die sich durch ihre besondere Größe und eine schwarze Maske auszeichnen (Irischer Wolfhund, Boxer, deutsche Dogge).
  • Die Bezeichnung Kangal stammt von einer reichen Händlerfamilie, die die gezielte Zucht der Hunde im 15. Jahrhundert vorantrieben und sie zu Statussymbolen der Türkei machten. In ihrer Heimatregion und der gleichnamigen Stadt im Osten der Türkei werden sie noch heute gezüchtet.
  • Der Image- und Aufgabenwandel der Rasse hält bis heute an: Die majestätischen Hunde repräsentieren Wohlstand und Stolz und sind deshalb vor allem in der Oberschicht beliebte Begleithunde.
  • In Deutschland gelten Kangal-Hirtenhunde und Kangal-Mischlinge als potenziell gefährlich. Je nach Gemeinde muss der Hund einen Wesenstest bestehen und der Halter einen Sachkundenachweis erbringen, bevor ein Welpe angeschafft werden darf.

Pflichtbewusste Beschützer – Charakter und Wesen der Hunderasse

Der anatolische Hirtenhund ist aufmerksam, selbstbewusst und er trifft eigenständige Entscheidungen. Seine Aufgabe als Hirtenhund wohnt ihm noch heute tief inne: Der Kangal verteidigt mit großem Ernst sein Revier und sein Rudel und er hat einen ausgeprägten Hüteinstinkt. Aufgrund seiner Masse kann er sich im Erwachsenenalter leicht durchsetzen – eine gute Erziehung ist deshalb wichtig für einen entspannten Alltag mit Hund.

Was haben anatolische Hirtenhunde mit Kampfhunden gemeinsam?

Die archaischen Kangal-Hirtenhunde sind deutlich älter als moderne Hunderassen und gelten als Vorfahren vieler europäischer Molosser, zu denen die meisten Listenhunde gehören. In der Türkei und in Tschechien wurden mehrere Zuchtlinien in den 1970ern zu militärischen Zwecken abgerichtet. In Deutschland werden die Hunde als potenziell gefährlich eingestuft – nur mit intensivem Training und einer Wesensprüfung lässt sich ausschließen, dass sie ihren Trieb vor die Erziehung stellen. Sie verteidigen Herde und Rudel mit aggressiver Haltung und zögern nicht, gegen unerwünschte Eindringlinge oder Angreifer zu kämpfen.

Spezielle Eigenschaften des Kangals

  • Dominant und eigenständig
  • Besonders wachsam in der Dunkelheit
  • Halten die „“Herde““ zusammen: Radfahrern und Autos laufen sie manchmal recht plötzlich hinterher
  • Zuverlässige Beschützer
  • Gehorsam und anhänglich gegenüber ihrem Halter
  • Misstrauisch gegenüber Fremden
  • Bleibt bei jedem Wetter aktiv und wachsam

Der Kangal im Privathaushalt

Kann der Hund seinen eigentlichen Aufgaben als Hütehund nicht nachkommen, braucht er im Alltag viel spielerische Auslastung. Da der Kangal sich nicht allzu vieles gefallen lässt und gern als Beobachter in gewisser Entfernung vom Rudel fungiert, ist er nicht unbedingt als Familienhund geeignet. Auf albernes Herumtollen lassen sie sich nur selten ein. Trotzdem genießt er Streicheleinheiten und verhält sich Freunden gegenüber freundlich und behutsam. Die Hunde können relativ problemlos in Wohngemeinschaften und Familienhaushalten leben, brauchen jedoch einen klaren Chef, der die Verantwortung übernimmt und seine Mitbewohner im Umgang mit dem Hund schult.

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Erziehung und Haltung: Ein Hund für erfahrene Hundehalter

Wird der anatolische Hirtenhund schon als Welpe trainiert, entwickelt er sich zum ausgeglichenen und zuverlässigen Wachhund. Wegen seiner überdurchschnittlichen Größe gibt es bei der Haltung und Erziehung einige wichtige Punkte zu beachten. Viele Züchter geben die Hunde erst nach einer abgeschlossenen Wesensprüfung im Alter von 9 Monaten oder sogar erst nach 1,5 Jahren ab, damit die Prägung und die Sozialisierung fehlerlos verlaufen und Du als Käufer einen umgänglichen Hund bekommst. Erst mit 4 Jahren sind die Hunde vollständig ausgewachsen, deshalb ist die Erziehung nach dem Kauf noch lange nicht abgeschlossen. Die Erziehung von Hirtenhund-Welpen ist nur etwas für geschulte Hundehalter, die bereit sind, viel Zeit zu investieren.

Städtische Haltung kaum möglich

Kangal-Hirtenhunde brauchen eine ruhige, ländliche Umgebung oder zumindest einen großen Garten mit blickdichten, hohen Zäunen. Sie sind stets wachsam – Fremde werden gewissenhaft davon abgehalten, das Grundstück zu betreten. Außerdem brauchen sie viel Auslauf und wollen ihr Territorium mehrmals täglich so weiträumig wie möglich kontrollieren. Treppensteigen ist für Hunde dieser Größe tabu, vor allem im Welpenalter. Eine Stadtwohnung kommt deshalb nicht als Lebensraum in Frage. Überlege Dir vor der Anschaffung eines Welpens also gut, ob Du Deinem Hund für die nächsten 10 oder sogar 15 Jahre eine solche Umgebung bieten kannst.

Sei auf Überraschungen beim Kangal gefasst

  • Die Hunde haben im Gegensatz zu anderen Hunden einen ausgeprägten Jagdtrieb.
  • Sie „hüten“ Menschen, Tiere und sogar Autos und versuchen diese am Weglaufen zu hindern. Das Üben richtiger Leinenführung in der Hundeschule ist deshalb unumgänglich.
  • Im Erwachsenenalter lassen sie sich dominantes Verhalten nur schwer wieder abtrainieren.
  • Bei Dunkelheit sind sie nervöser als am Tage. Spontane Übernachtungsgäste sollten den Hunden unbedingt freundlich vorgestellt werden.
  • Sie sind meisterhafte Ausbrecher und lassen sich nur von hohen, robusten Zäunen aufhalten. Halsbänder und Leinen nutzen sich bei den Hunden leicht ab, bei minderwertiger Qualität können sie sogar reißen.

Erziehung in der Welpen- und Hundeschule

Bei der Abgabe durch den Züchter sind anatolische Hirtenhund-Welpen meist schon zu groß für eine herkömmliche Welpenschule. Manche Hundeschulen bieten spezielle Schulungen für große Hunde an. Auch im Erwachsenenalter solltest Du Dir Erziehungstipps von Profis holen und regelmäßig mit Deinem Hund in der Hundeschule trainieren. In städtischen Gebieten gibt es außerdem eingezäunte Hundewiesen, auf denen Dein Hund Freundschaften schließen und Artgenossen in allen Größenordnungen treffen kann.

Beschäftigungsmöglichkeiten für anatolische Hirtenhunde

  • Wandern bei jedem Wetter
  • Apportierspiele
  • Treffen auf Hundewiesen
  • Für Welpen: Besuche in Tiergärten
  • Versteckspiele und Suchspiele mit Futterbeutel

Pflege, Ernährung und Gesundheit: Maßnahmen für gesunde Knochen beim Kangal

Beim archaischen Kangal kommen kaum erblich bedingte Krankheiten vor, vorausgesetzt, sie stammen aus seriöser Zucht. Die meisten gesundheitlichen Probleme entstehen durch eine falsche Haltung. Sie leiden genau wie andere große Hunde häufig an Gelenkdysplasien und das Risiko für Magendrehungen ist erhöht. Angaben zum Durchschnittsalter variieren von 10 bis hin zu 15 Jahren.

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Anspruchslose Esser

In den Bergen Anatoliens mussten sich die Hunde während ihrer Arbeitsphasen weitgehend selbst versorgen. Drei bis fünf Hirtenhunde kümmerten sich damals relativ autark um eine Herde und um ihre Nahrungsbeschaffung. Beim Essen ist der Kangal deshalb angenehm anspruchslos – alles Essbare wird dankbar angenommen und heruntergeschlungen. Die Hunde essen sogar Tischabfälle und wühlen im Kompost, deshalb solltest Du immer darauf achten, was Dein Hund gerade knabbert oder kaut. Werden kleine Plastikteile, Bälle oder andere unverdauliche Objekte verschluckt, hilft manchmal schon etwas Warten – kommen verschluckte Gegestände nicht von allein heraus, suche unbedingt sofort den Tierarzt auf.

Fellpflege im XXL-Format

Das zweischichtige Fell des Kangals weist Schmutz und Nässe ab und ist somit besonders pflegeleicht. Die Tiere halten sich weitgehend selbst sauber und riechen nur bei Nässe stark. Zweimal jährlich wechseln sie ihr Fell und sollten während dieser Zeiten öfter gebürstet werden. Im Sommer überhitzen die Hunde schneller, wenn loses Fell zwischen den langen Haaren festhängt.

Anschaffungen für Kangal-Welpen: Das brauchst Du für die Pflege und Haltung

  • Erhöhte Trink- und Futternäpfe.
  • Große und robuste Kauspielzeuge.
  • Mindestens ein großes Hundebett als Stammplatz im Haus.
  • Reißfestes Geschirr und Leinen für große Hunde.
  • Bürste und Kamm.

Anatolische Hirtenhund-Welpen finden: Züchter oder Tierheim?

Anatolische Hirtenhund-Welpen sind sehr beliebt und werden wegen ihrer Tapsigkeit häufig verschenkt oder als Familienhunde eingekauft. Viele Hundehalter sind mit der Haltung von Kangal-Welpen jedoch überfordert. Ein schlecht sozialisierter Hund kann im Erwachsenenalter zum gefährlichen Problem werden – leider sind sie aus diesem Grund überdurchschnittlich häufig in Tierheimen zu finden. Wird ein Hund mit erziehungsbedingten Verhaltensstörungen einmal abgegeben, verbringt er nicht selten den Rest seines Lebens im Tierheim oder in Pflegestellen.

Das solltest Du vor dem Kauf eines Kangal-Welpens beachten

  • Große Hunde brauchen viel Futter und machen gigantische Haufen.
  • Im Welpenalter brauchen sie viel Aufmerksamkeit und konsequentes Training.
  • Auf Albernheiten und in ihren Augen unsinnige Kommandos lassen sie sich selten ein.
  • Ein Umzug in die Stadt ist für die nächsten 10 bis 15 Jahre nicht möglich.

So findest Du Hunde aus seriöser Zucht

Kein Hirtenhund wird so häufig geschmuggelt und schwarz gezüchtet wie der Kangal. Beim Kauf eines anatolischen Hirtenhundes solltest Du deshalb unbedingt darauf achten, dass der Züchter Deiner Wahl die Zuchtordnungen anerkannter Vereine wie dem Verband für das Deutsche Hundewesen (VDH) einhält und entsprechende Zertifikate vorweisen kann.

Der Züchter als Erziehungsprofi

Rassewelpen aus seriöser Aufzucht kosten zwischen 1000 und 1500 Euro. Der Preis wird unter anderem von der Erfahrung des Züchters bestimmt. Züchter von Kangal-Welpen sollten entsprechende Schulungen zur Hundeerziehung absolviert haben und genau wissen, wie sie während der entscheidenden Prägungs- und Sozialisierungsphase mit den Hunden umzugehen haben. Im besten Fall kann der Züchter Deiner Wahl Dir nicht nur Ahnentafeln für alle Hunde voweisen, sondern sich auch mit entsprechenden Urkunden oder Zertifikaten als Experte für die Erziehung ausweisen.

Kangal-Züchter in Deutschland finden

Obwohl unzählige private Halter ihre Kangal-Welpen im Internet anbieten, gibt es nur eine Hand voll seriöser Züchter, die den Anforderungen des VDH entsprechen. Bei der Suche nach einem guten Züchter solltest Du mit weiten Fahrten und langen Wartezeiten rechnen. Von günstigen Angeboten im Netz ist dringend abzuraten – in schlechten Zuchtlinien kommen zahlreiche Krankheiten und Hunde mit Verhaltensstörungen vor.

Zertifizierte Züchter in Deutschland

Fazit: Kein Hund für jedermann

  • Die Hunde sind anspruchslos, aber trotzdem anstrengend.
  • Futter, Zubehör, Haftpflichtversicherung und Tierarztbesuche können hohe Kosten verursachen.
  • Sie werden selten krank und leiden kaum an Erbkrankheiten.
  • Die anhänglichen Tiere leiden sehr im Tierheim. Nur Hundeexperten sollten sich einen Kangal anschaffen!

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