Jonangi – Eine bedrohte Rasse, die zum Star werden könnte
- Extrem selten
- Gräbt instinktiv Löcher
- Kann eigenständig fischen
- Vielseitig und folgsam
- Gleicht optisch Nackthunden
Rasseportrait: Jonangi
Andere Namen | Indian Pariah, Kolleti Jagilam |
Herkunft | Indien |
Klassifikation | Pariahund, Hund vom Urtyp |
Größe | Widerristhöhe zwischen 35 und 55 cm (kein Standard) |
Gewicht | Je nach Größe zwischen 20 und 40 kg, Hündinnen leichter als Rüden |
Körperbau | Mittelgroß, sportlich, gut bemuskelt, eher wie Terrier als wie Windhunde gebaut |
Augen | Dunkle Farbe, ausgeprägte Augenwinkel |
Ohren | Senkrecht gestellte Tulpenohren |
Fell & Farbe | Alle Farben sind zulässig, schwarz kommt so gut wie nie vor, keine typische Zeichnung. Das Fell ist so kurz und spärlich, dass die Haut gut zu sehen ist. |
Besonderheiten | Bellt nicht (jodelt) |
Charakter | Freundlich zu Mensch und Tier, aktiv, folgsam |
Pflege | Fell täglich kämmen, nicht trimmen oder schneiden |
Gesundheit | Sehr gesunde Rasse (selbstversorgende Pariahunde) |
Zucht | Keine Zuchtauswahl bei Pariahunden, Zucht nur in Ostindien aktiv |
Auch von außen ein besonderer Hund: Jonangi Merkmale
Jonangis teilen einige äußere Merkmale mit südamerikanischen Nackthundrassen, sie sind aber nicht miteinander verwandt. Bei den indischen Pariahunden sorgt nicht wie bei anderen Rassen eine Genmutation für die Haarlosigkeit. Genau genommen sind sie gar nicht haarlos, sondern tragen feines, sehr kurzes und glänzendes Fell, durch das die Musterung der Haut deutlich durchschimmert. Da sie wie alle indischen Urhunde nicht vom FCI als eigenständige Rasse anerkannt werden, gibt es keinen Zuchtstandard.
Größe und Gewicht
- In europäischen Beschreibungen wird die durchschnittliche Widerristhöhe auf 35 bis 40 cm geschätzt.
- In englischsprachigen Beschreibungen wird die Widerristhöhe auf 46 bis 56 cm geschätzt.
- Angaben zum Gewicht variieren zwischen 20 und 39 Kilogramm und lassen viel Spielraum. Hündinnen sind etwa so groß wie Rüden, aber deutlich leichter und zierlicher gebaut.
Der Jonangi vom Kopf bis zur Rute
- Der Kopf ist typisch für ursprüngliche Hunderassen aus Asien. Vorn verjüngt er sich leicht und geht mit gut ausgeprägten Backen in den keilförmigen Fang über. Die Haut liegt gut an, zwischen den Augenbrauen und auf dem Kopf bilden sich je nach Gesichtsausdruck manchmal kleine Fältchen.
- Von anderen asiatischen Urhunden unterscheidet er sich unter anderem durch seine Augenform. Die Augen sind nicht dreieckig, sondern eher mandelförmig und sehr dunkel, mit wachsamem Ausdruck.
- Die sogenannten Tulpenohren stehen senkrecht nach oben und sind blattförmig geschnitten. Weil sie relativ dünn sind, hängen sie bei Welpen geknickt herunter.
- Die Augen sind mandelförmiger und zeigen einen durchdringenderen Blick als beim Mexican Hairless oder beim Pharaoh Hound; eine gewisse Ähnlichkeit unter den Rassen ist aber nicht von der Hand zu weisen.
- Hals und Körper sind sehr kräftig und nicht zu trocken beschaffen. Die untere Bauchlinie ist relativ stark aufgezogen, wirkt jedoch nicht windhundartig, sondern mehr wie beim hochläufigen Terrier.
- Vorder- und Hinterläufe stehen gerade und sind gut bemuskelt. An den gespreizten Zehen wachsen meist weiße Krallen.
- Die dünne Rute wird an der Spitze leicht eingerollt oder sie hängt gerade herunter. Sie wird nie über dem Ansatz getragen, sondern bildet bei Aufregung eine Linie mit der Kruppe.
Nackthund oder nicht? Haut und Fell beim Jonangi
Die Haut liegt am ganzen Körper gut an und bildet nur am Hals, an den Wangen und zwischen den Augenbrauen gelegentlich Falten. Diese sind bei Welpen stärker ausgeprägt als bei erwachsenen Hunden. Alle Jonangis tragen weiches, glänzendes und dicht anliegendes Fell, das so spärlich wächst, dass die Haut am ganzen Körper durchschimmert und gut zu sehen ist. Im Gegensatz zu „“echten““ Nackthunden kommen beim Jonangi keine mehr oder weniger behaarten Welpen vor.
Die Hautfarbe spielt keine Rolle
- Alle Farben kommen beim Jonangi vor. Die Farbe der kaum zu sehenden Haare passt meist zur darunterliegenden Haut.
- Gelb, Beige, Weizenfarben, Weiß, Rosa, Cremefarben in allen Tönen und Brauntöne von hell bis dunkel kommen vor.
- Tupfen und Schecken oder Schattierungen grenzen die verschiedenen Farben ab. Auch dreifarbige oder vierfarbige Fellzeichnungen kommen vor.
Die Geschichte der Jonangis – Die Urhunde aus Ostindien
In der indischen Andhra Pradesh Region leben Pariahunde schon seit tausenden von Jahren. Die ältesten Knochenfunde von Haushunden in Indien sind etwa 4500 Jahre alt. Der Indian Pariah stammt direkt vom indischen Wolf ab – einige Quellen behaupten, dass der Jonangi die moderne Version des ursprünglichen Pariahs ist. Einkreuzungen von anderen Rassen sind sehr wahrscheinlich, können jedoch kaum zurückverfolgt werden.
Überlebenskünstler ohne Führung
Pariahunde sind im deutschen Sprachgebrauch nicht nur der Indian Pariah und seine direkten Nachfahren, sondern alle freilebenden Rassen, die zwar in der Nähe von Menschen leben, aber nicht aktiv gefüttert oder angeleitet werden, sondern sich selbst versorgen. Außerdem findet keine Zuchtauswahl statt, weshalb diese Rassen international nicht offiziell anerkannt werden. In den Bezirken Krishna und Godavari in Andhra Pradesh leben bis heute viele Pariahunde, die Jonangis sehr ähnlich sehen.
Jonangis als Begleit- und Nutzhunde
- In Indien wird die seltene Rasse bis heute zum Hüten von Enten genutzt. Sie verjagen Wildtiere und halten die Vögel zusammen.
- Sie sind außerdem begabte Wachhunde und können das Jagen erlernen.
- Rund um den Kolleru Lake in Andhra Pradesh hielten Fischer und Entenzüchter bis zum Beginn des 20. Jahrhunderts traditionell Jonangis, die sie bei allen Aufgaben unterstützten. Nach Einführung der Massentierhaltung und kommerzieller Fischerei starben diese Berufe und somit auch der Jonangi beinahe aus.
Die Rettung einer Rasse
Heute ist die Rasse so gut wie ausgestorben – es gibt nur wenige Züchter auf der Welt, die sich gezielt der Vermehrung der Hunde widmen. Wie viele Jonangis als Pariahunde durch Ostindien streifen, ist nicht bekannt. Um die außergewöhnliche Rasse zu retten, müssen gezielte Zuchtanstrengungen betrieben werden und mehr Züchter müssen sich diesen besonderen Hunden widmen.
Das Wesen des Jonangis – Anpassungsfähig und trotzdem eigen
Jonangis sind einzigartig: Sie legen viele Verhaltensweisen an den Tag, die bei keiner anderen Rasse auftreten. Weil sie zum Teil auch ohne direkten Bezug zu Menschen leben, könnte man annehmen, dass das Zusammenleben mit ihnen eher schwierig ist. Im Gegenteil: Die Vierbeiner gelten als überaus freundlich und lieben es, sich die Liebe von Menschen zu verdienen. Sie sind zwar nicht sehr clever, haben aber einen ausgeprägten „“will to please““ und geben deshalb tolle Begleiter ab.
Besondere Fähigkeiten und Macken
- Jonangis sind die einzigen indischen Hunde, die fischen können. Dazu stellen sie sich am Ufer auf und springen mit geöffnetem Maul ins Wasser, wenn sie einen Fisch entdecken. Auch Krabben können sie selbstständig erschnüffeln, bergen und knacken.
- Sie bellen nicht, sondern sie jodeln. Manchmal klingt das Jodeln wie Schmerzensschreie bei europäischen Rassen, ist aber meist ein Ausdruck der Freude oder Aufregung. In diesem Youtube-Video sind die typischen Jonangi-Jodler zu hören, die auch für Basenjis und einige japanische Rassen typisch sind.
- Mit Enten und anderen bodenlebenden Vögeln gehen sie rücksichtsvoll um wie deutsche Hütehunde mit Vieh. Auch mit anderen Tieren (groß oder klein) können sie leicht vergesellschaftet werden.
- Für die Hunde gibt es kaum etwas Schöneres als Buddeln! Sie graben leidenschaftlich gern große Löcher und legen sich hinein. In Indien nutzen sie diese Technik, um sich vor der Sonne zu schützen und sichere Lager für die Nacht zu bauen.
Das verträgliche Energiepaket
Die indischen Pariahunde laufen in ihrer Heimat täglich weite Strecken. Sie haben unglaublich viel Energie und können den ganzen Tag bei großer Hitze arbeiten. Im Haus sind sie bei guter Auslastung sehr ruhig und zurückhaltend. Die vierbeinigen Sportler kommen mit jedem Halter zurecht, solange sie ausreichend Gelegenheiten haben, sich körperlich auszupowern.
Wer passt zum Jonangi?
- Halter mit Garten (Löcher im Rasen kommen vor)
- Halter auf dem Land
- Aktive Singlehalter und Paare
- Familien mit Kindern
- Senioren und körperlich eingeschränkte Halter sollten ihren Hund täglich auf einer nahegelegenen Hundewiese laufen und spielen lassen.
Erziehung und Haltung des Jonangi – Kein Genie, aber ein folgsamer Schüler
Einige Hundefreunde behaupten, Vertreter der Rasse seien dumm. Sie brauchen viele Wiederholungen um Neues zu lernen, sind aber sehr folgsam und engagiert. Mit positiver Verstärkung und etwas Geduld kannst Du einem Jonangi alles beibringen: Er ist auch in unebenem Gelände schnell und wendig und geht seine Aufgaben voller Elan an, wenn er sie versteht. Auf Frustration reagiert er niemals aggressiv.
Die geheime Leidenschaft der Rasse: Schwimmen
Die meisten Nackthunde sind eher wasserscheu. Jonangis hingegen springen als Entenhüter ohne zu zögern ins Wasser. Bei sonnigem Wetter trocknen die Haare schnell und es bleibt kein Matsch am Körper hängen. Eisige Temperaturen setzen ihnen jedoch zu – sie sind also reine Sommerschwimmer.
Sicherheitsvorkehrungen für Jonangis
- Sie sind meisterliche Ausbrecher und drehen bei Gelegenheit auch selbstständig große Runden durch die Nachbarschaft. Dein Garten sollte von einem stabilen Zaun umgeben sein.
- Auf kalte Temperaturen und Schnee reagieren sie sensibel. Bei Minusgraden oder stürmischem Wetter solltest Du Deinem Hund eine Hundejacke gönnen. Am Schlafplatz sollte Zugluft unbedingt vermieden werden.
- Obwohl der Jagdtrieb nur mäßig ausgebildet ist, gilt auch für diese Rasse Leinenpflicht im Freien, um Unfälle zu vermeiden.
- Im Garten wird Dein Jonangi unvermeidlich große Löcher buddeln, wenn er sich frei bewegen darf. Soll Ordnung im Garten herrschen, lasse ihn auf Wiesen oder im Wald nach Herzenslust herumgraben und bringe ihm früh bei, dass das Buddeln nur auf freiem Feld erlaubt ist.
Ein Begleiter mit endloser Ausdauer: Beschäftigung für Hund und Halter
- Du kannst endlos mit Deinem Fellfreund wandern, skaten oder radfahren.
- Tägliche lange Spaziergänge sollten für euch normal sein. Bringe zusätzlich sportliche Spiele beim Spazieren ein (Suchspiele oder Apportierspiele).
- Bei allen Hundesportarten schlagen sich die wendigen Läufer recht gut. Agility und Obedience Training sowie aktive Sportarten mit Halter wie Dog Dancing lieben sie besonders.
- Sie können viele professionelle Aufgaben übernehmen: Ihr freundliches Wesen macht sie zu guten Therapiehunden, sie können aber auch Kleinwild jagen, fischen oder Haus und Hof bewachen. Mit intensivem Training
Pflege und Ernährung beim Jonangi – Die Vorteile der natürlichen Selektion
Beim Jonangi sind keine rassetypischen Krankheiten bekannt. Die Rasse gilt als sehr robust, da sie in Indien frei herumstreifen und nicht nach äußerlichen Merkmalen für die Zucht ausgewählt werden. Nur die hartgesottensten Tiere setzten sich in der Vergangenheit durch, was der Gesundheit der Rasse zu Gute kommt. Allgemeinen Gesundheitsproblemen kannst Du vorbeugen, indem Du Dich vor dem Kauf eines Welpens gut über die richtige Haltung von Hunden informierst. Bei guter Haltung erreichen sie ein Alter von durchschnittlich 14 Jahren und bleiben bis ins hohe Alter aktiv.
Pflegetipps für mittelgroße Hunde
- Bei aktiven Hunden können die Gelenke im Alter stark verschleißen. Um dem vorzubeugen, solltest Du Deinen Welpen mit wachstumsförderndem Futter versorgen, bis er ausgewachsen ist.
- Hunde vom Urtyp reagieren manchmal sensibel auf moderne Hundefuttermischungen aus der Massentierhaltung. Sprich den Ernährungsplan Deines Hundes mit einem Tierarzt ab.
- Auf heller Haut entwickelt sich schneller Sonnenbrand als auf dunkler Haut. Ihr Fell bietet den Tieren kaum Schutz vor der Sonne, sie sind aber nicht so sensibel wie Nackthundrassen. Lange Spaziergänge in praller Sommersonne solltest Du trotzdem vermeiden.
Geeignet für Allergiker
Jonangis haaren das ganze Jahr über kaum und es bilden sich keine üblen Gerüche nach Spaziergängen im Regen oder Spielrunden im Matsch. Sie benötigen keine Fell- oder Hautpflege und knabbern zu lange Krallen meist selbst ab. Das macht sie zu pflegeleichten Begleitern, die wenig Pflege beanspruchen.
Jonangi vom Züchter kaufen – Kann er vor dem Aussterben gerettet werden?
Eigentlich besitzt der indische Pariahund mit dem spärlichen Fell alle Eigenschaften eines perfekten Familienhundes. Außerhalb von Indien sind die vom Aussterben bedrohten Tiere aber so gut wie nie zu finden. Europäische Züchter gibt es nicht – wenn Du Hunde liebst und Dich für die Zucht interessierst, könnte diese Rasse die richtige Wahl für die Eröffnung eines neuen Zwingers sein. Auf der Suche nach einem Welpen wirst Du auf herkömmlichen Wegen nicht fündig werden.
Auf der Suche nach Jonangi-Welpen
- Es gibt keinen einzigen Züchter der Rasse im deutschsprachigen Raum. Bei unseren Recherchen konnten wir in ganz Europa keine zuverlässige Abgabestelle finden.
- Kaufe niemals ungesehen Welpen über das Internet! Jonangis werden häufig gegoogelt, deshalb versuchen findige Hehler, Welpen anderer Rassen als solche auszugeben.
- Die Zucht wird heute ausschließlich im Osten Indiens in den Regionen Nellore und Kolleru betrieben. Möglichkeit 1: Fahre in die Heimatregion der Rasse und suche vor Ort nach passenden Welpen oder Zuchthunden.
- Möglichkeit 2: Suche Halter und Hobbyzüchter auf Plattformen wie Twitter oder Instagram und schreibe die Nutzer einfach direkt an (Englischkenntnisse erforderlich). Als Follower kannst Du die Hunde und ihren Alltag kennenlernen. Alle Jonangi-Instadogs leben in Indien.
Schau doch mal bei diesen Haltern und Züchtern vorbei:
- @teja_varma_999 (Hobbyzüchter aus Indien)
- @jonangi_jagilam (Fanseite für Freunde der Rasse, stellt Hunde und ihre Halter vor)
- Hinter dem Namen @jonangis verbirgt sich ein aktiver Hobbyzüchter aus Indien, der auf seiner Seite regelmäßig Welpen vorstellt.
Darauf solltest Du achten, wenn Du einen Jonangi aus Indien adoptierst
- Bevor Du einen Welpen nach Europa einführst, benötigt das Tier Gesundheitsprüfungen und Impfungen. Du brauchst also einen zuverlässigen Kontakt vor Ort oder viel Zeit für einen Indienurlaub, um die passenden Papiere zu organisieren.
- In Indien kosten Welpen der Rasse umgerechnet etwa 50 bis 100 Euro. Hierzulande können die seltenen Fellnasen bis zu 5000 Euro kosten. Große Preisspannen wie diese wecken die Aufmerksamkeit von Tierhändlern und Schmugglern. Übernimm die Einfuhr von Welpen aus Indien lieber selbst, um nicht versehentlich verbrecherische Qualzuchten zu unterstützen!
- Die beste Möglichkeit, um an einen gesunden Jonangi-Welpen heranzukommen, ist ein Urlaub in Ostindien mit vorheriger Absprache über das Internet. So eine Reise ist zeitaufwendig und teuer, aber nur so kannst Du sichergehen, dass Dein Welpe aus guten Verhältnissen kommt.
Fazit: Der Jonangi ist eine wunderbare Seltenheit
- Die Rasse verdient es fraglos, vor dem Aussterben geschützt zu werden. Sie geben sehr gute Begleiter ab, haben ein einzigartiges Erscheinungsbild und sind hierzulande absolute Exoten. Alles Voraussetzungen für beliebte Trendrassen!
- Um einen Züchter mit Welpen zu finden, musst Du weit reisen. Auch nach langer Recherche konnten wir nur in Ostindien aktive Züchter finden.
- Viele Besonderheiten machen die Rasse aus: Sie fischen, jodeln, graben Buden, tragen einzigartiges Fell und lassen sich durch ihre Tulpenohren leicht von anderen Pariahunden und Nackthunden unterscheiden.
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