Maremmen-Abruzzen-Schäferhund – bis heute ein echter Schafshund

Maremmen-Abruzzen-Schäferhunde sind bis heute richtige Arbeitshunde geblieben und werden auf der ganzen Welt zum Schutz von Tieren eingesetzt. Ihre Hauptaufgabe besteht im selbstständigen Hüten von Schafen. In Deutschland werden die weißen Bären als Familienhunde in ländlichen Gegenden gezüchtet. Wer noch auf einem richtigen Bauernhof wohnt, findet im Cane da Pastore einen selbstständigen Hofhund mit ausgeprägtem Wach- und Schutzinstinkt.
Besonderheiten
  • Sehr groß (bis 73 cm)
  • Immer einfarbig weiß
  • Arbeitshund
  • Starker Herdenschutztrieb
  • Liebt die Natur

Rasseportrait: Maremmen Abruzzen Schäferhund

Andere Namen Cane da Pastore, Maremmano-Abruzzese, Pastore Maremmano, Abruzzese Mastiff, Mastino Abruzzese
Herkunft Italien
Klassifikation Hütehund/Herdenschutzhund
Größe Widerristhöhe bei Rüden 67 – 73,5 cm, Hündinnen 62 – 70 cm
Gewicht Rüden 40 – 52 kg, Hündinnen 35 – 45 kg
Körperbau Kräftig, tiefe Rippen, abfallende Kruppe
Augen Klein, schwarz umrahmt und ocker- bis kastanienbraun
Ohren Kleine, schmale Hängeohren mit Spitze
Fell & Farbe Langes, harsches Rosshaar, Unterwolle nur im Winter, Farbe immer weiß (grau, creme und schwarz sind Fehler)
Besonderheiten Trägt traditionell ein breites Nietenhalsband
Charakter Wachsam, aktiv, starker Schutztrieb, verbellt Fremde
Pflege Fell regelmäßig bürsten
Gesundheit Augenprobleme, Gelenkprobleme und Magendrehungen können auftreten
Zucht Artgerecht nur auf dem Land

Merkmale des Maremmen-Abruzzen-Schäferhundes – Uriger Schäferhund mit Bärengesicht

Der Maremmano-Abruzzese wird auch Mastino Aruzzese genannt, da er dem großen und schweren Mastiff-Typ entspricht. Ihm fehlt allerdings gänzlich die schwarze Maske, die für Mastiffs aller Art typisch ist. Für Rüden wird im FCI-Rassestandard eine ideale Widerristhöhe zwischen 67 und 73,5 cm vorgeschrieben. Hündinnen werden 62 bis 70 cm groß und wiegen zwischen 35 und 45 Kilogramm. Rüden sind mit einem Maximalgewicht von 52 Kilogramm deutlich stämmiger.

Details laut Rassestandard

  • Der Kopf ist groß und flach und erinnert an den eines Eisbären. Die Stirnmittelfurche und der Stirnansatz am Stopp sind kaum zu erkennen.
  • Der Fang ist fast so lang wie der Schädel und die Seiten werden zur Spitze hin leicht schmal, trotzdem bilden Nasenschwamm und Kinn eine stumpfe Fläche. Die schwarzen Lefzen sind kaum entwickelt aber weich.
  • Auch die Augenlider sind schwarz gefärbt und umrahmen kleine, ocker- oder kastanienbraune Augen.
  • Die kleinen Ohren laufen spitz zu und hängen seitlich bis zu den Backen herunter. Früher wurden sie kupiert, um Verletzungen bei Kämpfen zu vermeiden.
  • Der relativ kurze Hals ist breit und mit einem üppigen Fellkragen ausgestattet. Die obere Profillinie verläuft bis zur Kruppe gerade und fällt dann leicht ab. Insgesamt sollte die Rumpflänge die Widerristhöhe nur um 1/18 übertreffen. Die Brusttiefe entspricht der halben Widerristhöhe und die Rippen sind gut gewölbt.
  • Die Vorderläufe stehen gerade, wobei die Schulter etwa 1/4 der Widerristhöhe einnimmt und um 50 bis 60 Grad gewinkelt liegt. Der Oberarm nimmt etwa 30 % der Widerristhöhe ein. Hinten sind die Läufe nicht übermäßig gewinkelt und stehen leicht schräg. Hervortretende Muskeln lassen die Stärke des Cane da Pastore erahnen. Die Pfoten sind vorn rundlicher als hinten und dicht behaart.
  • Im Stand reicht die tief ansetzende Rute über das Sprunggelenk. Die Spitze neigt sich leicht nach oben. Sie ist gut befedert und wird entsprechend der Stimmung tief, gerade oder hoch getragen.

Schaf oder Hund? Das Fell des Pastore Maremmano

Das lange, üppige Haar entwickelt nur im Winter Unterwolle und erreicht am Rumpf eine Länge von circa 8 cm. Es ist beschaffen wie Rosshaar und glatt oder leicht gewellt. Am Kopf, an den Ohren und an den Vorderseiten der Gliedmaßen bleibt das Haar kurz, die Rückseiten der Läufe sind gut befedert. Rassetypisch ist der stattliche Halskragen, der bei Rüden stärker auftritt als bei Hündinnen.

Die Farben: Weiß, weiß oder weiß

  • Die Lefzen, Lider, Krallen und Ballen sollten schwarz gefärbt sein, manchmal sind die Krallen auch braun.
  • Das Fell sollte möglichst reinweiß sein. Es kommen aber auch leichte Tönungen von Weiß vor (Elfenbein, Blassorange, helles Gelb etc.)
  • Starke Isabelltönungen, Creme und dunkle Fellfarben gelten aus zuchtausschließende Fehler, sie kommen aber gelegentlich vor.

Die Geschichte des Herdenschutzhundes aus Italien – Mit den Schafen aufgewachsen

In Mitteleuropa gibt es eine Reihe von hellen molosserartigen Schäferhundrassen, die sich in vielen Punkten ähneln. Erste künstlerische Darstellungen des Typs lassen sich bis ins 2. Jahrhundert zurückdatieren, im 14. Jahrhundert waren sie typische Hunde der Schäfer. Der Maremmen-Abruzzen-Schäferhund ist bis heute im Herzen Italiens verbreitet und wird dort von klein auf an sein Vieh gewöhnt. Es ist sogar üblich, Welpen an Mutterschafe anzulegen, damit sie voll und ganz auf das zu beschützende Vieh geprägt werden und sich als Teil der Herde betrachten.

Nahe Verwandte des Cane da Pastore

  • Polski Owczarek Podhalanski (Polen)
  • Slovenský čuvač (Slowakei)
  • Šarplaninac (Serbien/Mazedonien)
  • Akbaş (Türkei)
  • Kuvasz (Ungarn)
  • Chien de Montagne des Pyrénées/Patou (Frankreich)

Weltweit geschätzter Schutzhund

  • Die Schäferhunde werden auch heute noch überall eingesetzt, wo Gefahr durch Wildtiere droht. Sie kommen in Mitteleuropa, Kanada und Australien zum Einsatz, hauptsächlich zum Schutz vor Wolf und Bär.
  • Sie arbeiten in kleinen Gruppen und verbringen Tag und Nacht draußen bei den Tieren. Zum Schutz vor Angriffen tragen sie seit jeher metallische Stachelhalsbänder (roccale).
  • Seit 2006 leben Maremmen-Abruzzen-Schäferhunde auf der kleinen Insel Middle Island vor der Küste von Victoria/Australien, um dort eine Gruppe von bedrohten Pinguinen zu schützen.
  • In Südamerika werden sie genutzt, um Schafe vor Pumas zu schützen.

Das Wesen des Maremmen-Abruzzen-Schäferhundes – Er bleibt sein eigener Boss

Bis zum 20. Jahrhundert wurden alle Zuchtlinien der Rasse noch traditionell als Herdenschutzhunde aufgezogen. Welpen wurden so früh wie möglich in die Herde gesetzt und lebten mit den anderen Schutzhunden und den Schafen fast ohne menschliche Aufsicht. Von den anderen Schutzhunden schauten sich die Welpen das richtige Verhalten bei drohender Gefahr ab: Der Abruzzen-Schäferhund setzt auf Drohgebärden und lautes Bellen und fängt keinen Kampf an. Wenn er angegriffen wird oder die Herde bedroht sieht, verteidigt er sich aber entschieden.

Der Cane da Pastore als Familienhund

  • Maremmen-Abruzzen-Schäferhunde sollten sich nicht im Haus langweilen. Sie sind absolute Hof- und Outdoorhunde, die eine sinnvolle Aufgabe brauchen.
  • Sie arbeiten eigenständig und geben nicht viel auf menschliche Kommandos. Wenn sie eine Beschäftigung im Freien haben, benötigen sie keine menschliche Führung oder Aufmerksamkeit.
  • Trotz ihrer Eigensinnigkeit bauen sie ein inniges Verhältnis zu ihren Menschen auf.
  • Am wohlsten fühlen sich die Schäferhunde in großen Gruppen. Ob Kaninchen, Schafe, Hunde, Katzen oder Menschen: Hauptsache, er hat Gesellschaft und etwas zum Beschützen.
  • Fremde sollten sich vorsichtig nähern, ob im Haus oder auf dem Feld. Da Maremmen-Abruzzen-Schäferhunde meist ohne Aufsicht herumlaufen und Gefahren selbst einschätzen, sollte man sie nie provozieren.

Die Erziehung im Familienkreis

In Deutschland werden Maremmano-Abruzzese Welpen natürlich nicht bei den Schafen gelassen. Hierzulande wird er als Familienhund immer beliebter, obwohl die Erziehung nichts für Anfänger ist. Da es sich eigentlich um einen Arbeitshund handelt, sollte er ein Leben auf dem Land genießen dürfen – optimal wäre die Haltung auf einem Bauernhof mit Nutztieren.

Ohne Vertrauen kein Gehorsam

Bei dieser Rasse ist das Bonding zwischen Hund und Halter noch wichtiger als bei anderen Hütehunden. Wenn Welpen vernachlässigt werden, wenden sie sich vom Menschen ab und befolgen nur noch ihre eigenen Regeln. In den ersten Wochen nach der Abholung vom Züchter solltest Du so viel Zeit wie möglich mit Deinem weißen Fellbündel verbringen und das Führen und Folgen mit ihm lernen. Besuche in der Hundeschule sind unbedingt zu empfehlen – dort wird die Bindung zwischen Hund und Halter gefestigt.

Sinnvolle Beschäftigungen

  • Traditioneller Einsatz als Herdenschutzhund (auch für Schweine, Hühner, Pinguine und andere)
  • Ausbildung zum Schutzhund
  • Einsatz als Wach- und Hofhund
  • Begleiter für Wanderungen und Campingausflüge (Bewegungsdrang nicht unterschätzen!)
  • Für Hundesportarten lässt sich der bärige Riese nicht begeistern.

So bleibt Dein Maremmen-Abruzzen-Schäferhund gesund

Die durchschnittliche Lebenserwartung der Arbeitshunde liegt bei 10 bis 12 Jahren, vereinzelt werden sie sogar 15 Jahre alt, was für Hunde dieser Größenordnung ein stattliches Alter bedeutet. Ihr großer Körperbau und das damit verbundene schnelle Wachstum während der Welpenzeit führen unweigerlich zu Gesundheitsrisiken, die durch eine angepasste Haltung vermindert werden können:

Häufige Krankheiten

  • Augenerkrankungen (Grüner Star, Grauer Star)
  • Gelenkprobleme (Hüftdysplasie, Patellaluxation, Wirbelsäulenprobleme bei Übergewicht)
  • Magendrehung

Ernährungstipps

Bei großen Schäferhunden wie dem Maremmano-Abruzzese sollte die Ernährung von Anfang an mit einem Tierarzt abgesprochen und genau auf die Bedürfnisse des Hundes abgestimmt werden. Übergewicht kommt bei derart aktiven Rassen kaum vor, dafür können Nährstoffmängel während des Wachstums zu Knochen- und Gelenkproblemen führen. Für ein gesundes Welpenwachstum benötigst Du deshalb spezielles Futter. Im Erwachsenenalter sollten die abgewogenen Portionen in kleinen Mengen über den Tag verteilt werden.

Fellpflege

  • Das Fell haart das ganze Jahr über, besonders stark aber im Frühling, wenn die Unterwolle ausfällt.
  • Abgesehen von gelegentlichem Bürsten benötigt es keine besondere Pflege.
  • Im Sommer macht das dichte Deckhaar dem hitzeanfälligen Vierbeiner zu schaffen, trotzdem solltest Du das Fell nie scheren.

Maremmen-Abruzzen-Welpen vom Züchter kaufen – etwas Skepsis ist gesund

Vor dem Kauf eines jungen Schäferhund-Welpens sollten sich Züchter und Halter viel Zeit nehmen, um sich und die Hunde kennenzulernen. Wenn Du Dich bei einem Züchter meldest, musst Du Dir keine Sorgen machen, wenn er ein paar Fragen stellt: Wo wird der Hund leben, wie möchtest Du ihn beschäftigen und was wird seine Aufgabe sein? Gewissenhafte Züchter geben ihre Welpen nur an Halter ab, die diese Fragen beantworten und dem Schäferhund ein artgerechtes Leben auf dem Land bieten können. Wenn gar keine Fragen von Seiten der Abgabestelle kommen, solltest Du vorsichtig sein und auf weitere Warnsignale achten.

Sieh in diesen Fällen lieber vom Welpenkauf ab

  • Wenn der Züchter keine Besuche bei such zuhause zulässt und die Welpen nur auf Fotos gezeigt werden.
  • Wenn keine Papiere zur Herkunft vorliegen. Um Inzucht und Mischlingszuchten auszuschließen, sollte sich der Stammbaum der Tiere zurückverfolgen lassen.
  • Wenn mehr als zwei Hündinnen mit Welpen im Haushalt des Züchters versorgt werden.
  • Wenn die Hunde nicht in ländlicher Umgebung mit starker Nähe zum Menschen und zu anderen Tieren gehalten werden (zum Beispiel Zwingerhaltung).
  • Wenn der Züchter kein VDH- oder FCI-Zertifikat vorlegen kann.

Hier findest Du zertifizierte Züchter des Maremmen-Abruzzen

Fazit: Der Maremmano-Abruzzese kommt zurück

  • Da Wolf, Bär und Fuchs endlich unsere Wälder zurückerobern, wird es für Landwirte Zeit, auf altbewährte Methoden zum Viehschutz zurückzugreifen: Der Maremmen-Abruzzen-Schäferhund ist bis heute bestens für den eigenständigen Herdenschutz geeignet.
  • Die Erziehung eines solchen Dickkopfes ist nicht gerade leicht. Gehorsamkeit gehört nicht zu seinen Stärken.
  • Er ist wachsam und aggressiv gegenüber Fremden, vermeidet aber Kämpfe, wenn es irgendwie möglich ist. Wildtiere und Eindringlinge werden so erfolgreich abgeschreckt, ohne dass juristische Konsequenzen drohen.

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