Berger des Pyrénées – Eigenständige Arbeitshunde mit Köpfchen

Als Berger des Pyrénées (Pyrenäenschäferhund) führt der FCI zwei ähnliche Hütehundrassen aus Frankreich, die sich bis auf das unterschiedliche Fell in fast allen Punkten gleichen und erst seit kurzem getrennt gezüchtet werden. Die eigenständigen Schäferhunde mit dem zottigen Haar gehören zu einer großen Gruppe von europäischen Rassen mit uraltem Ursprung. Im Ratgeber erklären wir, für welchen Haltertyp so ein Energiepaket der richtige Begleiter ist und wie man seinem hohen Energielevel gerecht wird.
Besonderheiten
  • Wird Labrit genannt
  • Sehr aktiv
  • Sehr ausdauernd
  • Intelligent und selbstbewusst
  • Manchmal ruhelos

Rasseportrait: Berger des Pyrénées

Andere Namen Pyrenäenschäferhund, Berger Petit, Labri, Labrit
Typen Kurzhaar/Glatthaar/Face Rase (mit kurzem Haar im Gesicht) und Langhaar/A Poil Long (mit Zotten)
Herkunft Frankreich
Klassifikation Hirtenhund
Größe Langhaar Rüden 42 – 48 cm, Hündinnen 40 – 46 cm; Smooth Faced Rüden 40 – 54 cm, Hündinnen 40 – 52 cm
Gewicht Nicht festgelegt, erfahrungsgemäß 8 – 15 kg
Körperbau Starke Knochen, trockene Muskeln, Glatthaar kompakter als Langhaar
Augen Mandelförmig, Birkaugen bei dunklen Fellfarben erlaubt
Ohren Dreieckig und zur Seite oder nach vorn fallend
Fell & Farbe Langhaar mit zottigem Schafs-/Ziegenfell, Glatthaar mit mittellangem, glänzenden Fell
Besonderheiten Eigenständiger Herdenschutzhund
Charakter Intelligent, arbeitswillig, aktiv, anhänglich, trotzdem eigenständig
Pflege Bürsten nur beim Kurzhaar
Gesundheit Lebenserwartung 15 – 17 Jahre
Zucht Wenige Züchter in Deutschland

Äußere Merkmale des Berger des Pyrénées – So unterscheiden sich Langhaar und Face Rase

Die zwei Pyrenäenschäferhund-Typen sind äußerlich leicht durch ihre unterschiedliche Fellstruktur zu unterscheiden. Der Langhaar-Typ ist auch als A Poil Long („mit langem Haar“) oder als Museau Normal („normale Schnauze“) bekannt und hat am ganzen Körper langes, zottiges Fell, das meist Cadenettes (Filzzotten) bildet. Der Face Rase („rasiertes Gesicht““ ist auch als Glatthaar oder Smooth Faced bekannt. Er trägt im Gesicht sehr kurzes Haar, sodass die wolfsartigen Gesichtszüge besser sichtbar sind. Beide Typen werden als eigenständige Rassen angesehen und haben einen eigenen Standard.

Größe und Gewicht

  • A Poil Long: Die zulässige Widerristhöhe bei Rüden liegt zwischen 40 und 50 cm, bevorzugt werden 42 bis 48 cm. Hündinnen sollten am Widerrist idealerweise zwischen 40 und 46 cm messen, eine Toleranz von 2 cm wird gewährt.
  • Hier geht es zum Rassestandard des Langhaar Pyrenaenschäferhundes.
  • Face Rase: Glatthaarige Rüden erreichen am Widerrist eine Höhe zwischen 40 und 54 cm, Hündinnen sind mit einer maximalen Widerristhöhe von 52 cm nur etwas kleiner.
  • Hier findest Du den Rassestandard des glatthaarigen Berger des Pyrénées.
  • Für beide Rassen wird kein Idealgewicht vorgegeben. Halter geben an, dass sie zwischen 8 und 15 kg wiegen. Für ihre Größe sind sie also eher Leichtgewichte.

Die Rassen im Vergleich

1. Kopf und Gesicht

  • Langhaar: Insgesamt wirkt der Kopf dreieckig, der Schädel ist dabei in etwa so lang wie breit. Der Fang nimmt etwa 2/5 der Gesamtlänge des Kopfes ein. Der Schädel ist fast flach, mit wenig ausgeprägter Stirnfurche und kaum sichtbarem Stopp. Auch der Fang ist lang behaart und wird zur Nasenspitze hin dunkler.
  • Glatthaar: Der Schädel ist etwa so lang wie breit und ebenfalls recht flach, im Vergleich zum Langhaar ist der Fang aber deutlich länger. Die Gesichtszüge sind deutlich erkennbar, da am Fang kurze Haare wachsen.
  • Der Nasenschwamm und die Lefzen sind bei beiden Typen schwarz.
  • Beide Typen haben die gleichen mandelförmigen Augen mit schwarzen Lidern und starkem Ausdruck. Sie sind dunkelbraun gefärbt, bei Harlekinfarben mit blauen oder schwarzen Flecken kommen auch weißblaue Birkaugen (einseitig oder beidseitig) häufig vor.
  • Die dreieckigen Ohren sind recht kurz und laufen spitz zu. Das untere Drittel steht aufrecht, oben klappen die dünnen Ohrlappen nach vorn oder zur Seite.

2. Körper

  • Langhaar: Beim A Poil Long ist der Körper etwas in die Länge gestreckt und übertrifft die Widerristhöhe. Die Rückseiten der Läufe sind reichlich befedert.
  • Glatthaar: Der Face Rase ist etwas kompakter und etwa so lang wie hoch. An den Rückseiten der Läufe wächst keine Befederung.
  • Bei beiden Rassen ist der Hals recht lang und der gesamte Körper ist trocken bemuskelt und mit starken Knochen ausgestattet. An den Seiten ist der Brustkorb nur leicht gewölbt.
  • An den sehnigen Vorderläufen steht der Vordermittelfuß etwas schräg auf ovalen und flachen Pfoten. Schultern und Oberarme sind schräg gelagert. Die Hinterläufe sind gut gewinkelt, mit tiefgestellten, fast kuhhessig stehenden Sprunggelenken. Im Vergleich zum trocken bemuskelten Körper sind die kurzen Oberschenkel reich bemuskelt.
  • Bei beiden Rassen ist die Rute lang und dicht befedert und bildet an der Spitze einen Haken. Angeborene Stummelruten kommen vor, in manchen Ländern werden sie auch kupiert. In Deutschland ist das Kupieren streng verboten!

So unterscheiden sich die Felltypen der Labrits im Detail

Das Fell von Berger des Pyrénées a Face Rase und a Poil Long ist völlig unterschiedlich beschaffen. Beide Rassen kommen in Fauve oder in dunklen Farben vor. Bei beiden Typen sind die Ballen der Pfoten schwarz und die Haut ist unabhängig von der Fellfarbe dunkel gesprenkelt.

1. Das Fell des A Poil Long

  • Das Haar ist stellenweise eher wie Ziegenfell beschaffen, die Unterwolle ist mit Schafwolle vergleichbar. Die unterschiedlich beschaffenen langen Haare bilden häufig verfilzte „“Dreadlocks““ (Cadenetten), die zottenartig und eher dünn oder plattenartig wie breite Schuppen ausfallen können.
  • Im Gesicht ist das Haar mittellang und wirkt wie von einem starken Windstoß nach hinten geweht. Auch am Fang wächst das Haar anliegend von vorn nach hinten.

2. Das Fell des Face Rase

  • Es ist kurz bis mittellang, glänzend und glatt.
  • Am Hals und am Widerrist bildet sich eine leichte Mähne mit Haaren zwischen 6 und 7 cm Länge.
  • Auch auf dem Rücken sind die Haare länger als an der Körperunterseite und an den Läufen.
  • Die Rute ist üppig befedert.

Farben der Pyrenäenschäferhunde

  • Fauve in allen Tönungen, auch mit schwarzem Stich. Weiße Abzeichen an der Brust und an den Läufen sind erlaubt.
  • Einfarbig grau oder grau mit weißen Haaren am Kopf, an der Brust und an den Gliedmaßen.
  • Blau mit schwarzer Tüpfeling (Harlekin)
  • Gestromt
  • Schwarz oder schwarz mit weißen Flecken

Die Geschichte des Berger des Pyrénées – Äußerlichkeiten spielen keine Rolle

Der Pyrenäenschäferhund stammt aus dem gleichnamigen französischen Gebirge und ist bis ins Baskenland verbreitet. Die beiden anerkannten Rassen wurden erst in den 1920ern definiert – in ihrer bergigen Heimat gibt es in fast jedem Tal eine andere Varietät. Äußerlich unterschieden sich die Pyrenäenhunde in Frankreich bis zur Entwicklung des Rassestandards stark, da die Arbeitsfähigkeit bei der Zuchtauswahl seit Jahrhunderten im Vordergrund stand. Sie gehören zu einer recht großen Gruppe von zottigen Hirtenhunden, die eng verwandt sind und sich im Laufe der letzten 4000 Jahre an ihre jeweiligen Heimatregionen angepasst haben.

Nahe Verwandte

  • Briard (Frankreich)
  • Berger Picard (Frankreich)
  • Bergamasker (Italien)
  • Barbado da Terceira (Terceira/Portugal)
  • Cao da Serra de Aires (Portugal Festland)
  • Polski Owczarek Nizinny (Polen)
  • Gos d’Atura Català (Katalanien/Spanien)
  • Britische Collies (Rough Collie, Border Collie, Bearded Collie)
  • Fonni’s Dog (Sardinien)
  • Schapendoes (Niederlande)
  • Armant (Ägypten)
  • Schafpudel (Deutschland)

Historische Aufgaben

  • Petit Berger heißt „“kleiner Schäfer““ – die Rasse wurde gezüchtet, um eigenständig Schafherden in den Höhen der Pyrenäen zu bewachen.
  • Bis heute werden sie im französischen Gebirge eingesetzt, um Schafherden in den Sommermonaten vor Wölfen und vor Viehdieben zu schützen.
  • Während des Ersten Weltkriegs wurde der Labri als Botenhund für Bodentruppen eingesetzt. Auch unter Beschuss arbeiteten die Hunde zuverlässig.

Der Charakter – ein unvergleichliches Energiepaket

Der Labrit wird in seiner Heimat immer noch als Arbeitshund eingesetzt und bringt die entsprechende Energie mit. Als reiner Familien- und Begleithund kann er nur gehalten werden, wenn er beruflich eingesetzt wird oder wenn er sich im professionellen Hundesport beweisen kann. Der vielseitig talentierte Schäferhund löst Probleme gern eigenständig und ist wie alle Hütehunde nichts für Anfänger, sondern er braucht einen selbstbewussten Halter, der den Ton angibt.

Eigenschaften

  • Die Herdenschutzhunde sind furchtlos und stets skeptisch gegenüber Fremden. Mit fremden Artgenossen legen sie sich häufiger an als andere Rassen.
  • Obwohl sie sehr eigenständig sind und in ihrer Heimat auch ohne menschliche Anweisungen allein mit Schafherden arbeiten, sind sie zuhause sehr anhänglich und suchen immer Bestätigung von ihrem Halter.
  • Der Labrit hat unglaublich viel Energie und möchte auch geistig herausgefordert werden.
  • Er ist sehr wachsam, besonders in fremder Umgebung ist er immer in Alarmbereitschaft.

Erziehung und Haltung – Ein Arbeitshund mit Ansprüchen

Die Erziehung von Arbeitshunden ist anspruchsvoll, aber lohnt sich: Ein gut ausgebildeter Hütehund kann für alle Aufgaben abgerichtet werden und wird zum Meister in seiner Disziplin. Beim eigensinnigen Labrit ist gutes Timing und Logik wichtig: Wenn ihm „“ausnahmsweise““ etwas Verbotenes erlaubt wird, wird er immer wieder versuchen, den Willen seines Halters zu brechen – hat ja schon mal geklappt! Für eine erfolgreiche Erziehung brauchst Du deshalb viel Geduld und Einfühlungsvermögen.

Das brauchst Du für eine artgerechte Haltung

  • Als Arbeitshund braucht er eine sinnvolle Aufgabe und sollte eine professionelle Ausbildung im Beruf oder im Hundesport genießen. Mit einfachen Spiel- und Gassirunden wirst Du den Ansprüchen der Rasse nicht gerecht.
  • Er gehört aufs Land und ist nicht für die moderne Haltung in der Stadt geeignet.
  • Im Haus verhält er sich ruhig, draußen braucht er aber viel Platz und muss sich mehrere Stunden täglich frei bewegen.

Ausbildungsmöglichkeiten und Spiele

  • Die Nutzung als Treibhund, Hirtenhund oder Herdenschutzhund liegt den Schäfern im Blut.
  • Der Labri kann auch als Assistenzhund, Therapiehund oder Blindenhund ausgebildet werden.
  • Sie sind keine typischen Rettungs- und Spürhunde, die Ausbildung macht ihnen aber viel Spaß und sie erfüllen ihren Job.
  • Den angeborenen Schutztrieb kannst Du nutzen und Deinen Labri zum Schutzhund ausbilden.
  • Alle Hundesportarten kommen in Frage. Von Obedience über Treibball bis Agility: Hauptsache, Dein Vierbeiner kann sich austoben.

Pflege und Gesundheit: Gute Zuchtauswahl zahlt sich aus

Da die Rasse bis in die 1920er nicht nach modernen Zuchtstandards vermehrt wurde, gibt es glücklicherweise kaum Erbkrankheiten und die Labris sind überaus robust. Die hohe Lebenserwartung von 15 bis 17 Jahren lässt sich auf die leistungsbezogene Zuchtauswahl in ihrer Heimat zurückführen. Bei Rassen mit einem derart hohen Energieverbrauch kommen eine Reihe von gesundheitlichen Problemen jedoch generell häufiger vor als bei Begleithunden:

Gesundheitsrisiken für Hochleistungssportler in der Hundewelt

  • Knochen- und Gelenkprobleme
  • Magendrehungen
  • Herzerkrankungen
  • Zahnprobleme

Haarpflege für wilde Zotten

Der Langhaar Pyrenäenschäferhund muss im Gegensatz zu seinem kurzhaarigen Verwandten nicht gebürstet oder gekämmt werden. Die Zotten bilden sich ganz natürlich und werden eigentlich nicht frisiert. Sie bilden sich überall, vom Hals bis zur Rutenspitze, deshalb sollte das Haar im Kopfbereich und an der Rute regelmäßig entwirrt werden. Wenn die Filzplatten zu groß werden, kannst Du sie mit einer Schere trennen. Beim Face Rase sollte die lose Unterwolle regelmäßig aus dem Fell gekämmt werden, damit sich keine Knoten bilden.

Berger des Pyrénées Welpen beim Züchter kaufen – Langhaar oder Kurzhaar?

Da die zwei Pyrenäenschäferhund-Rassen getrennt voneinander gezüchtet werden, solltest Du Dich zuerst für einen Typ entscheiden. Vom Wesen her unterscheiden sich die beiden Rassen kaum, dem Face Rase wird aber nachgesagt, dass er Fremden gegenüber offener ist. Auch gesundheitlich sind in guten Zuchtlinien keine Unterschiede festzustellen. Welpen aus Arbeitshundlinien sind besonders aktiv und sollten nicht als reine Familienhunde gehalten werden. Arbeitshunde sind außerdem deutlich teurer: Für einen Pyenäenschäferhund-Welpen mit gutem Stammbaum zahlen Halter bis zu 3000 Euro. Der glatthaarige Typ ist in Deutschland deutlich seltener als der Zotteltyp:

Hier findest Du Züchter in Deiner Nähe

  • Im Verein Berger des Pyrénées Deutschland sind Züchter von Face Rase und A Poil Long gemischt aufgelistet.
  • Parallel gibt es außerdem den Club Berger des Pyrénées 1983 e.V., der regelmäßig aktuelle Wurf- und Deckmeldungen veröffentlicht.
  • Im VDH sind drei Züchter des Face Rase Typs gemeldet.
  • Nur ein Züchter von Langhaar Pyrenäenschäferhunden ist im VDH gelistet.

Du suchst einen echten Arbeitshund?

In Deutschland gibt es nur eine Handvoll Schäfer, die ihrem Beruf noch traditionell nachgehen. Wenn Du Deinen Labrit hauptsächlich als Arbeitshund anschaffen möchtest, solltest Du Dich an französische Züchter wenden, die ihre Hunde noch traditionell einsetzen.

Fazit: Der Berger des Pyrénées ist ein Wirbelwind mit Köpfchen

  • Wenn die Vierbeiner gerade nicht rennen, dann scannen sie aufmerksam die Umgebung ab. Mit einem Labrit kehrt erst Abends Ruhe im Haus ein, wenn er sich völlig ausgepowert hat.
  • Die beiden Rassen sind bis heute disziplinierte Arbeitshunde, die sich nicht an das Leben als reine Begleithunde gewöhnen lassen.
  • Als Herdenschutzhund ist er instinktiv abweisend zu Fremden. Besucher lässt er nicht aus den Augen, deshalb sollte er gut sozialisiert werden.

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