Der Whippet – Schnittiger Läufer aus dem Vereinten Königreich

Whippet 04 Wer die Rasse nicht kennt, hält den Whippet schnell für einen jungen Greyhound. Der kleine englische Windhund wurde früher zur Kaninchenjagd eingesetzt und gehört mit einer Höchstgeschwindigkeit um die 60 km/h zu den schnellsten Rassen der Welt. Heute wird er kaum noch für Rennen oder für die Jagd eingesetzt und passt sich als Familienhund bestens an.
Besonderheiten
  • Extrem schneller Läufer
  • Sehr anpassungsfähig
  • Myostatin-Genmutation kommt vor
  • Pflegeleicht und sauber
  • Anhänglich und freundlich

Rasseportrait: Whippet

Andere Namen Snap-dog
Herkunft England
Klassifikation Windhund/Rennhund
Größe Widerristhöhe bei Rüden 47 – 51 cm, bei Hündinnen 44 – 47 cm
Gewicht Zwischen 9,1 und 19,1 kg (nicht festgelegt)
Körperbau Anmutig und sportlich, gebogene Kruppe, langer Hals
Augen Oval, dunkel
Ohren Kleine Rosenohren
Fell & Farbe Sehr kurzes Fell, alle Farben sind zulässig
Besonderheiten Gehört zu den schnellsten Hunden der Welt
Charakter Freundlich, anhänglich, aktiv
Pflege Pflegeleichtes und geruchsarmes Fell
Gesundheit Mutation des Mstn-Gens kommt vor (Bully Whippet)
Zucht Viele aktive Züchter und Clubs

Der kleine Whippet mit der schüchtern getragenen Rute

Whippets sind eindeutig anhand ihrer Körpergröße und des sehr graziösen Körperbaus zu erkennen. Der Gesichtsausdruck ist feist, die Rute wird zwischen den Hinterläufen getragen, wodurch er manchmal schüchtern wirkt. Am Widerrist gemessen erreichen Rüden eine Höhe von 47 bis 51 cm, Hündinnen werden zwischen 44 und 47 cm groß. Ein spezielles Gewicht wird im FCI-Rassestandard nicht vorgegeben, liegt normalerweise aber zwischen 9,1 und 19,1 kg.

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Erkennungsmerkmale

  • Der Kopf ist lang und trocken, mit eher flacher und recht breiter Stirn. Der Stopp ist nur mäßig stark ausgeprägt. Zur Spitze hin verjügt der Fang sich leicht.
  • Der Nasenschwamm passt farblich zur Fellfarbe: Schwarz ist bei allen Färbungen erwünscht, bei blauem Fell darf die Nase bläulich sein, bei aufgehellten Farben darf die Nase leberfarben sein und bei weißen und gescheckten Färbungen sind zweifarbige Schmetterlingsnasen erlaubt.
  • Die großen Augen sind oval und dunkel gefärbt.
  • Weit hinten am Kopf setzen die feinledrigen Rosenohren an, die recht klein und beweglich sind.
  • Hals und Lendenpartie sind anmutig gebogen und lang. Der gesamte Körper ist gut bemuskelt und kräftig, die Brust reicht tief. Die unterer Bauchlinie ist deutlich aufgezogen.
  • Die gut bemuskelten Vorderläufe stehen senkrecht und sind flach bemuskelt. Hinten sind die Läufe sehr gut gewinkelt und leicht zurückgestellt. Die Pfoten sind oval mit gut voneinander abgesetzten Zehen.
  • In der Bewegung wird die lange und recht dünne Rute in einer Aufwärtsbiegung getragen, sie reicht aber nicht über den Rücken.
  • Bully Whippets kommen in manchen Würfen vor. Durch eine Genmutation sind ihre Muskeln deutlich stärker ausgeprägt, wodurch sie vergleichsweise kompakt und stämmig wirken.

Die vielen Farben

Das Fell der Windhunde ist sehr kurz und liegt glatt am Körper an. Abgesehen von Merle-Färbungen sind alle Farben erlaubt. Diese Färbungen kommen am häufigsten vor:

Grundfarben (einfarbig oder weiß mit Platten)

  • Falb
  • Rot
  • Orange
  • Hellbraun bis Dunkelbraun
  • Creme
  • Schwarz
  • Blau
  • Zobelhaar (dunkle Spitzen)
  • Weiß

Abzeichen und Scheckung

  • Gestromt mit schwarzen oder blauen Streifen
  • Schwarze oder blaue Maske
  • Getüpfelte weiße Partien (Tupfen schwarz, falb oder rot)
  • Sehr selten tritt ein schwarzer oder blauer Sattelfleck am Rücken bei gestromten oder falbfarbenen Whippets mit weißen Abzeichen auf (Tricolor)
  • Bei einfarbigem Fell tauchen weiße Abzeichen häufig an der Brust, an den Pfoten und als Blesse im Gesicht auf.

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Die Ursprünge der Whippets – Hund der Armen oder Hund der Reichen?

Es gibt völlig verschiedene Theorien zur Entstehung der Whippets. Die meisten Rassefreunde akzeptieren die Theorie, dass Whippets im 18. und 19. Jahrhundert im Norden Englands entstanden sind. Zu den Hobbys der englischen Oberschicht gehörten zu dieser Zeit die Jagd und die Hundezucht. Greyhounds wurden mit terrierartigen Rassen gekreuzt, um kleine und wendige Jagdhunde zu kreieren. Aber auch Bergleute benutzten windhundartige Jagdhunde, um Kaninchen zu fangen – je kleiner so ein Jagdhund war, desto günstiger war auch seine Verpflegung.

Edle Hunde mit antiken Wurzeln

Einige Whippetkennels geben zur Geschichte der Hunde an, dass diese aus Ägypten stammen und von dort nach Rom und letztlich nach Britannien gelangt sind. In Kunstwerken und Töpfereien werden Windhunde seit Jahrtausenden abgebildet. Die ersten Portraits von kleinen Windhunden mit Rosenohren (äußerlich nicht mehr vom Whippet zu unterscheiden) wurden im 14. Jahrhundert angefertigt.

Nahe Verwandte der Rasse

  • Greyhounds sind in Großbritannien schon länger bekannt als Whippets. Sie gehören fraglos zu den Vorfahren der Rasse.
  • Durch spätere Kreuzungen mit Italian Greyhounds erhielt der Whippet seine grazile Form.
  • Wahrscheinlich wurden auch hochbeinige englische Terrier wie der Fox Terrier eingekreuzt.

Der Snap-Dog und seine Aufgaben

Whippets wurden von englischen Bergleuten gehalten und für das sogenannte Snap-dog Game eingesetzt. Bei diesem Spiel wurden Ratten oder Kaninchen auf eingezäuntem Gelände freigelassen. Der Whippet, der in einem bestimmten Zeitraum die meisten Beutetiere fangen konnte, gewann das Spiel. Bis heute wird er deshalb auch Snap Dog bekannt. In den 1930ern waren Whippetrennen beliebt, die sich im Laufe der Zeit aber nicht durchgesetzt haben. Für den professionellen Rennsport wird die Rasse heute selten eingesetzt, obwohl die Spitzengeschwindigkeiten denen der Greyhounds und anderer Windhunde in nichts nachstehen.

Das Wesen des Whippets – Treuer Begleiter für alle Lebenslagen

Whippets werden allseits als „“perfekte Rasse““ beschrieben. Sie sind lieb und freundlich zu Artgenossen und Menschen und sie glänzen als Begleithunde und als Arbeitshunde. Dein Hund passt sich an Deinen Alltag und Deinen Lebensstil an: Bei einem ruhigen und gemütlichen Halter entwickelt sich auch der Vierbeiner zum ausgeglichenen Freund, in sportlichen und aktiven Familien wird er zum quirligen Spaßmacher.

Typische Eigenschaften in Kürze

  • Er liebt das Familienleben, meist sucht er sich eine „Lieblingsperson“
  • Das Fell riecht kaum und Whippets putzen sich häufig
  • Der Jagdtrieb ist stark ausgeprägt. Wenn die kleinen Läufer Beutetiere davoneilen sehen, können sie sich nur mit Mühe und Disziplin zurückhalten.
  • Halter berichten von einem starken will to please. Dein feuchtnasiger Freund ist glücklich, wenn er Dich glücklich macht. Mit positiver Verstärkung lässt er sich deshalb leicht erziehen.
  • Whippets bellen kaum und sind freundlich zu Fremden, anfangs aber etwas schüchtern.
  • Sie können allein oder im Hunderudel im Haus leben und provozieren selten Streit unter Artgenossen. Auch im Park begegnen sie fremden Hunden freundlich.
  • Mit Katzen und Kleintieren sollten sie nicht unbeaufsichtigt zusammenleben.
  • Einsamkeit ist für die geselligen Tiere eine Qual. Verlustängste äußern sich in nervösem und destruktivem Verhalten. Das Alleinsein sollte schrittweise geübt werden, um Stress zu vermeiden.

Sportlich, aber sensibel

Mit ihrem dünnen Fell und dem grazilen Körperbau sind die sportlichen Hunde nicht gerade robust. Sie zieren sich bei Regenwetter und mögen es warm und kuschelig statt ungemütlich und feucht. Sie sind also keine richtigen Outdoor-Hunde und sie zittern schnell, wenn ihnen kalt ist oder wenn sie nervös sind.

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Sanfte Erziehung ist der Schlüssel zum Erfolg: Haltungstipps für Whippet-Anfänger

Whippets sind lernwillig und anpassungsfähig – genau die Art von Hund also, die auch für unerfahrene Halter geeignet ist. Sie sind nicht nur schnell, sondern haben auch scharfe Sinne (vorallem der Sehsinn ist stark ausgeprägt), daher können sie leicht als Arbeitshunde in verschiedenen Bereichen eingesetzt werden. Mit Härte lassen sie sich jedoch nicht erziehen – werden positive Verstärker an den richtigen Stellen gebraucht, sind harte Erziehungsmaßnahmen außerdem völlig überflüssig.

Leine oder Freilauf? Das Problem mit dem Jagdtrieb

  • Mit den Spitzengeschwindigkeiten des Whippets kannst Du auch auf dem Fahrrad oder auf Inlineskates nicht mithalten. Er läuft gern frei über wildes Gelände oder tobt sich auf der Rennbahn aus.
  • Leider ist auch gut erzogenen Hunden nicht zu trauen, wenn mögliche Beute in der Nähe ist. Es passiert viel zu häufig, dass (auch gut trainierte) Jagdhunde einem Reiz hinterherschnellen und dann in Unfälle verwickelt werden. Lasse Deinen Hund deshalb nur auf eingezäunten Flächen von der Leine.
  • Mit einer Schleppleine kannst Du Deinem Hund unterwegs größtmögliche Bewegungsfreiheit bieten. Möchte er mit Artgenossen herumrasen, kannst Du die Leine einfach fallen lassen.

Schoßhund und Sportass: Ein Vierbeiner mit zwei Seiten

Whippets sind draußen sehr aktiv und energiegeladen, im Haus holen sie sich gern Streicheleinheiten ab und suchen ständig Nähe zu ihren Menschen. Beide Seiten der Persönlichkeit sollten ausgelebt werden dürfen. Mit Deinem Familienhund solltest Du deshalb regelmäßig Hundesport betreiben. Wird der Vierbeiner als Therapiehund, Jagdhund oder Spürhund gebraucht, dürfen die Streichel- und Spieleinheiten im familiären Umfeld nicht zu kurz kommen.

Sportliche Betätigung im Alltag

  • Coursing- und Windhundrennen werden regional von Windhundverbänden organisiert.
  • In einer Hundeschule kannst Du verschiedene Ausbildungen mit Deinem Begleiter absolvieren (Welpentraining, Ausbildung zum Gebrauchshund, Ausbildung zum Assistenzhund etc.).
  • Whippets sind für alle Hundesportarten geeignet (Agility, Obedience, Dogdancing etc.)
  • Üblicherweise drehen Halter in der Stadt drei bis fünf kleinere Runden durch die Nachbarschaft, den Wald oder den Park. Mit einem Windhund an Deiner Seite sollte jede Gassirunde mit sportlichen Aktivitäten verbunden werden: Apportieren, Futtertasche suchen, Joggen oder mit anderen Hunden herumtollen fördert die Kondition und bringt Abwechslung in den Alltag.

Pflege und Gesundheit: Pflegeleicht, aber nicht haarfrei

Rassehunde leiden unter bestimmten Erbkrankheiten, deren Häufigkeit von Rasse zu Rasse variiert. Nicht so der Whippet: Durch eine verantwortungsvolle Zuchtauswahl haben sich die Proportionen im Laufe der Jahre nicht übertrieben ausgebildet. Abgesehen von der Myostatin-Mutation gilt er als frei von typischen Erbkrankheiten, was nicht heißt, dass gar keine Erbkrankheiten auftreten, statistisch gibt es aber keine Auffälligkeiten.

  • Knochen- und Gelenkprobleme können bei aktiven Rassen vorallem haltungsbedingt auftreten.
  • Durchschnittlich erreichen die Flitzer ein Alter von 13 bis 15 Jahren.
  • Die Myostatin-Genmutation schränkt die Gesundheit und die Bewegungsfreude nicht ein (siehe unten).

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Wie entsteht ein Bully Whippet?

Beim Bully Whippet führt eine Mutation des Myostatin-Gens (Mstn-Gen) zu einer Überproduktion von Muskelmasse. Betroffene Tiere sind rundlicher und übermäßig mit Muskeln bepackt. Die Mutation ist gesundheitlich nicht bedenklich, der Ernährungsplan sollte jedoch an das Körpergewicht und den Bewegungsumfang angepasst werden. Das Syndrom wird beim Whippet in zwei Formen vererbt:

  • Treten zwei Kopien des mutierten Mstn-Gens auf, entwickelt sich ein stämmiger Bully Whippet.
  • Ist nur eine Kopie der Mutation vorhanden, laufen betroffene Hunde deutlich schneller als ihre Artgenossen und wirken insgesamt stärker, die Muskeln sind aber nicht übermäßig ausgeprägt wie beim Bully-Typ. Die einfache Form der Mutation ist laut Rassestandard nicht verboten.

Fellpflege für kurze Borsten

Im kurzen Fell des Whippets setzen sich kaum Gerüche fest, trotzdem ist er kein Allergikerhund. Er verliert Haare und wechselt sein Fell zweimal jährlich. Mit einem Noppenhandschuh kannst Du lose Haare sanft aus dem Fell streichen, um Möbel und Kleidung frei von Haaren zu halten (was auf schwarzer Kleidung nie ganz möglich ist).

Whippets vom Züchter kaufen – Gefahren beim Kauf von beliebten Rassen

Als Allround-Talente erfreuen sich Whippets seit den 1990ern größter Beliebtheit in Großbritannien, Europa und den Vereinigten Staaten. Beliebte Rassen werden jedoch häufig von unseriösen Massenzüchtern vermehrt. Vorsicht ist geboten bei günstigen Welpenangeboten im Internet und bei Züchtern, die nur seltene Färbungen anbieten. Bei der Auswahl der Zuchthunde sollten immer die Gesundheit und das Wesen im Vordergrund stehen und nicht die äußerlichen Merkmale.

Hier findest Du geprüfte Züchter

Gute und schlechte Anzeichen beim Prüfen von Abgabestellen

  • Der Züchter sollte sich nicht zieren, Dir die Mutter und die Geschwister Deines künftigen Welpens vorzustellen. Wirken sie schüchtern oder verängstigt, könnte etwas nicht stimmen.
  • Es ist kein Zeichen für eine schlechte Zuchtauswahl, wenn Bully Welpen im Wurf vorkommen. Von den Elterntieren darf keines die Myostatin-Mutation aufweisen.
  • Alle Welpen sollten vor der Abgabe gegen verbreitete Krankheiten wie Staupe und Hepatitis geimpft und tierärztlich untersucht werden. Das lässt sich im Impfpass leicht prüfen, der natürlich nicht fehlen darf.
  • Bei Rassehunden wird für gewöhnlich der Stammbaum zurückverfolgt, um inzüchtige Verpaarungen auszuschließen.
  • Whippet Mischlinge werden häufig von Hobbyzüchtern vermittelt. Häufig werden Whippet-Greyhound-Mix oder Whippet-Italian Greyhound-Mix Welpen zum Kauf angeboten. Prüfe bei Hobbyzüchtern, ob die Vermehrung wirklich gelegentlich passiert und Hündinnen nicht zum jährlichen Nebenverdiest eingesetzt werden.

Fazit: Ein Whippet ist für jeden Typ der richtige Hund

  • Ob Ersthalter oder erfahrener Hundetrainer, Couchpotato oder Sportler: Jeder trifft mit einem Whippet die richtige Wahl, wenn er einen treuen Freund und ständigen Begleiter sucht.
  • Er ist ruhig und freundlich im Haus und kuschelt gern mit seiner Familie. Draußen läuft er zur Höchstform auf und behauptet sich auch als rasend schneller Arbeitshund.
  • Es stimmt, dass Whippets kaum riechen. Sie haaren allerdings nicht weniger als andere Rassen und brauchen in Fellwechselphasen etwas Pflege.

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