Der afrikanische Azawakh – Kann der Beschützer der Nomaden in Deutschland leben?

In seiner afrikanischen Heimat rund um die sogenannte Sahelzone zwischen der Sahara und den Savannengebieten am Äquator wird der Azawakh einfach „“Hund““ genannt, da in vielen Regionen nur diese Rasse verbreitet ist. Sie sind bis heute treue Begleiter von Nomadenstämmen und kommen in jeder Siedlung und in jedem Dorf vor. Nur wenige deutsche Züchter widmen sich der Rasse, hierzulande ist es aber nicht unmöglich, einen Welpen zu kaufen.
Besonderheiten
  • Schutztrieb ohne Aggression
  • Windhund
  • Hasst Kälte und Nässe
  • Farbe: Fauve (alle Nuancen)
  • Dünne Haut, dünnes Fell

Rasseportrait: Azawakh

Andere Namen Idi, Osca, Tuareg-Windhund, Idii n’illeli
Herkunft Afrikanische Sahelzone (Mali, Niger und Burkina Faso)
Klassifikation Jagdhund, Wachhund
Größe Widerristhöhe bei Rüden 64 – 74 cm, bei Hündinnen: 60 – 70 cm
Gewicht Rüden 20 – 25 kg, Hündinnen 15 – 20 kg
Körperbau Schmal, schlank, sichtbare Knochen, etwas höher als lang
Augen Groß, mandelförmig
Ohren Breite Hängeohren, keine Rosenohren
Fell und Farbe Sehr kurzes und nicht sehr dichtes Fell, Farbe Fauve mit weißen Stiefeln und Abzeichen
Besonderheiten Dünnes Bindegewebe, Knochen und Muskeln gut sichtbar
Charakter Gesellig, aktiv, intelligent, verträglich
Pflege Pflegeleicht und robust
Gesundheit Epilepsie und Wobbler-Syndrom treten häufiger auf
Zucht International vernetzt

Erkennungsmerkmale des Azawakhs: Starker Läufer mit dünner Haut

Beim Azawakh sind die Knochen und Muskeln stärker zu sehen als bei anderen Windhundrassen. Das liegt an den Ernährungsbedingungen in seiner afrikanischen Heimat. Je karger die Nahrung, desto trockener ist das Bindegewebe. Am Widerrist gemessen ist der Körper etwas höher als lang. Rüden erreichen eine Größe zwischen 64 und 74 cm, Hündinnen werden maximal 70 cm groß. Obwohl sie zu den größten Rassen weltweit gehören, wiegen Rüden nie mehr als 25 Kilogramm (mindestens 20 Kilogramm). Hündinnen bringen laut FCI zwischen 15 und 20 Kilogramm auf die Waage.

Der Rassestandard vom Kopf bis zur Rute

  • Der lange und schmale Kopf ist trocken gebaut. Eine Furche verläuft von der Nasenspitze bis zum Hinterhauptbein, dieses charakteristische Merkmal wird im Rassestandard allerdings nicht genannt. Stopp und Augenbrauenbögen sind kaum ausgeprägt und die Stirn ist flach.
  • Zur Spitze hin verjüngt sich der Fang leicht, die dünnen Lefzen liegen straff. Der Nasenschwamm muss laut Rassestandard immer schwarz oder dunkelbraun sein, mit gut geöffneten Nasenlöchern.
  • Die Augen sind groß und mandelförmig, die Lider bilden eine leicht schräge Öffnung und sollten am Rand dunkel pigmentiert sein. Die Iris ist dunkel gefärbt, bei manchen Tieren auch bernsteinfarben.
  • Dreieckige Hängeohren setzen hoch an und fallen bis auf die Wangen. Die Haut ist sehr dünn und die Form sollte immer flach und breit sein, Rosenohren treten niemals auf.
  • Der Hals ist lang und schmal, am oberen Ende ist er leicht gebogen. Am Rücken stehen die Hüfthöcker deutlich hervor, der Widerrist ist sehr stark ausgeprägt. Die Lenden sind kurz und trocken und die Kruppe sollte schräg (im Winkel von 45 Grad) liegen.
  • Vorn stehen die Läufe gerade, hinten sind sie leicht angewinkelt. Die Winkel zwischen Hüftbein und Oberschenkelknochen sowie Oberschenkelknochen und Schienbein sind offen. Von unten betrachtet sind die Ballen pigmentiert, die Zehen sind dünn und bilden gerundete Pfoten. Ein auffälliges Merkmal ist der federnde Gang.
  • Die lange Rute setzt tief an und ist sehr schlank und lang.

Fell und Farben: Ein Hauch von Fauve

Am ganzen Körper wächst das Fell eher dünn und spärlich, am Bauch ist der Azawakh stellenweise sogar haarlos. Einigen Quellen zufolge kommen Hunde der Rasse in allen Farben vor, im offiziellen Rassestandard wird aber nur Fauve in allen Schattierungen genannt. Bei allen Färbungen kommen weiße Scheckungen vor, die sich charakteristisch verteilen:

  • Ein weißer Brustfleck an der Basis des Halses ist erwünscht, er darf sich aber nicht über Hals und Schultern ziehen. Ein dünner weißer Streifen wird jedoch toleriert.
  • An allen vier Pfoten sind weiße Stiefel erkennbar, die nicht über die Ellenbogen aber mindestens über die gesamten Pfoten reichen sollten.

Ursprünge des Azawakh – Begleiter der Nomaden zwischen Wüste und Savanne

In der afrikanischen Sahelzone zwischen der Saharawüste und den Savannengebieten Afrikas leben noch heute viele traditionelle Nomadenvölker. Ansässige und nomadisch lebende Gruppen halten seit jeher Windhunde, die verschiedene Aufgaben in den Dörfern übernehmen. Der Hund der Nomaden (Idii n’illeli) ist der Edelste unter den Windhunden der Sahelzone und wird in Europa Azawakh genannt, nach dem Azawakh-Tal zwischen Mali, Niger und Burkina Faso.

In Afrika weit verbreitet, in Europa ein Exot

Erst seit 2019 wird der Azawakh durch einen eigenen FCI-Standard anerkannt. In den USA und in Asien ist er eine absolute Seltenheit, hierzulande wächst die Zuchtcommunity seit Jahren kostant an. Die meisten europäischen Azawakhs stammen von wenigen Exemplaren ab, die 1968 nach Frankreich und Belgien exportiert wurden. Nur vereinzelt werden Hunde aus ihrer Heimat nach Europa exportiert, um die Rasse gesund zu halten und den Genpool zu erweitern.

Historische Aufgaben der Tuareg-Windhunde

Die in ihrer Heimat auch als Osca bekannten Vierbeiner machen sich in vielerlei Hinsicht nützlich. Sie dürfen bei den Tuareg-Nomaden in den Schlafzelten nächtigen und halten dort Ungeziefer und Eindringlinge fern. Obwohl sie mehr Wach- als Jagdhunde sind, tragen sie tagsüber auch durch die Jagd zur Ernährung der ganzen Familie bei.

Typische Jagdziele

  • Gazellen
  • Wildschweine
  • Antilopen
  • Hasen

Nahe Verwandte

  • Hunde vom Windhundtyp gehören zu den ursprünglichen Rassen und begleiten Menschen seit Anbeginn der antiken Kultur. Schon vor 6000 Jahren verehrten Sumerer Windhunde in Form von Kunstgegenständen und Töpfereien.
  • Der Azawakh ist wahrscheinlich später als andere orientalische Rassen wie der Sloughi und der Mittelasiatische Tazi entstanden. Mit dem Sloughi ist er am engsten verwandt.
  • In der Sahelzone sterben Nomadenstämme und ihre Haushunde langsam aus. Da die Gegend relativ unberührt von Tourismus ist, sind importierte Azawakhs sehr selten.

Der Charakter des Azawakh: Ein Windhund als Hauswächter

Da die Rasse in ihrer Heimat universell eingesetzt wird, hängt das Temperament stark von der Erziehung ab. Sie orientieren sich stärker am Menschen als andere Windhunde und nicht auf das Jagen fixiert. Dabei sind sie aber keine One-Man-Dogs, sondern sie leben am liebsten in Familien und Haushalten mit vielen Bewohnern oder Kindern. Im Rudel sind sie freundlich und halten sich an strenge hierarchische Strukturen.

Typisch: Diese Wesenszüge sind häufig zu beobachten

  • Sie meiden Kälte und Nässe. Wenn es regnet oder friert, kannst Du Deinen frierenden Begleiter mit einer Windhundjacke vor der Witterung schützen und ihn mit besonders reizvollen Belohnungen oder Spielen zum Laufen anregen.
  • Wie alle Windhunde sind sie sehr schnell und wendig. Der Jagdtrieb ist weniger stark ausgeprägt als bei ähnlichen Rassen, Klein- und Wildtiere wecken aber stets ihr Interesse.
  • Das Territorium wird tapfer aber nicht zu aggressiv beschützt. Werden Fremde vom Menschen freundlich begrüßt, schlägt das Temperament schnell von skeptisch zu freundlich um.
  • Im Umgang mit Kindern werden sie als nachsichtig und zurückhaltend beschrieben.
  • Ungewöhnlichkeiten und mögliche Beute werden durch Bellen angezeigt. In ihrer Heimat jagen sie im Rudel und hetzen Wild durch Bellen auf.
  • Sie haben ein sehr gutes Gedächtnis und vergessen Freunde nie. Zum Schlafen bevorzugen die Nomadenhunde die „Haufenbildung“: Sie legen sich wärmend übereinander, an die Füße des Halters oder zu gern auch auf den Schoß.

Ideale Bedingungen

Sportliche Familien sind die idealen Halter für Azawakhs, wenn sie nicht traditionell (freilaufend unter Nomaden) gehalten werden. Sie können sich nur stundenweise allein beschäftigen und möchten am Tagesgeschehen in der Familie teilhaben. Wegen ihrer Körpergröße sollten Kinder nicht ohne Aufsicht Zeit mit ihnen verbringen, wenn im Haus eine Arbeitsteilung herrscht (zum Beispiel morgens mit den Eltern und nachmittags mit den Kindern sein), halten sie sich aber problemlos an die Regeln ihres jeweiligen Gegenübers.

Artgerechte Haltung für Azawakhs: Auf Bewegung und Erziehung kommt es an

Die Rasse ist sehr bewegungsfreudig und muss täglich aktiv beschäftigt werden. Für die Haltung in der Stadt sind sie deshalb nur bedingt geeignet. Im Gelände sind sie wendig, so werden sie gern bei Windhundrennen und beim Coursing eingesetzt. Neben einfachen Spaziergängen und Spieleinheiten sollten sie mehrmals pro Woche lange Strecken laufen.

Auslastung für energiegeladene Windhunde

  • Täglich Joggen, Skaten, Reiten oder Radfahren mit Hund.
  • Wanderungen, Coursing und Rennbahn-Rennen bringen Abwechslung in den Alltag und lasten Windhunde körperlich gut aus.
  • Bestenfalls sollten Azawakhs ebenerdig mit Zugang zum Garten wohnen, damit sie frei herumstreunen und das Gelände bewachen können.
  • Ein Azawakh ist am glücklichsten mit einem zweiten Azawakh. Sie leben gern im Rudel und spielen tagsüber miteinander, wenn sie gerade keine Aufgabe haben.

Sozialisierung für Nomadenhunde

Azawakh Welpen fangen im Alter von vier Wochen an, ihre Umwelt zu erkunden und Gefahren von normalen Reizen zu unterscheiden. Zwischen der achten und der zwölften Lebenswoche erreicht die Sozialisierungsphase ihren Höhepunkt und Welpen sind sehr offen für neue Eindrücke. In diesem Zeitraum sollten sie so viele alltägliche Reize wie möglich kennenlernen, die Du gezielt auf Deinen Hund „loslassen“ solltest, ohne ihn zu überfordern:

Das sollte der Tuareg-Windhund schon als Welpe lernen

  • Draußen wird getobt, drinnen ist ruhiges Verhalten angebracht. Lasse Deinen Welpen im Haus nicht völlig aufdrehen, sondern verlagere die aktiven Spielphasen in den Garten.
  • Er sollte Besucher aller Art kennenlernen, um sie von Eindringlingen unterscheiden zu können: Postboten, Freunde, Handwerker und andere Besucher werden mit guter Sozialisierung freundlich begrüßt und in der Gruppe akzeptiert.
  • Gewöhne Deinen Hund an ungewöhnliche Geräusche im Haus: Telefon, Dusche, herunterfallende Töpfe, piepende Wecker und andere Geräusche sollten als normal erkannt werden. Um der Angst vor Silvesterknallern vorzubeugen, kannst Du Deinem Welpen in der Sozialisierungsphase (und zur Vorbereitung im Dezember) Youtube-Videos mit Feuerwerk vorspielen.

Krankheiten beim Azawakh: Der unempfindliche Steppenrenner

Unter den Hunden sind Windhunde wie Extremsportler zu betrachten, die sich bei ihren schnellen Manövern häufiger mal verletzen. Unter Azawakhs hat die natürliche Selektion unter den harten Bedingungen des afrikanischen Klimas zu außerordentlicher Robustheit geführt. Sie verletzen sich sehr selten, haben ein starkes Immunsystem und erholen sich schneller von Verletzungen als andere Rassen. Auch Knochen- und Gelenkprobleme wie die unter großen Rassen weit verbreitete Hüftdysplasie kommen so gut wie nie vor.

Erbkrankheiten

Trotz des sehr guten Gesundheitszustands der robusten Tiere treten einige neurologische Erkrankungen häufiger auf als bei anderen Rassen. Durch tierärztliche Untersuchungen von Zuchttieren und Gentests lassen sich die meisten neurologischen Probleme weitgehend vermeiden.

  • Epilepsie tritt häufig bei älteren Hunden auf.
  • Das Wobbler-Syndrom ist selten, kann aber vorkommen. Die Heilungschancen hängen von der Ursache ab, die nicht immer genetisch bedingt ist.

Fellpflege für kurzhaarige Wüstenhunde

Obwohl Azawakhs keine Unterwolle haben, verlieren sie kurze, leicht borstige Haare. Der Putzaufwand hält sich im Vergleich zu langhaarigen Rassen in Grenzen, trotzdem kannst Du mit täglichem Abbürsten mit einer sehr weichen Bürste die Menge unerwünschter Haare auf Polstern und Kleidung verringern.

Azawakh Welpen kaufen vom Züchter – Aufwändig, aber nicht unmöglich

In Deutschland und Österreich gibt es wenige Züchter, die untereinander gut vernetzt sind. Azawakh-Mischlinge werden selten vermittelt, meist entscheiden sich Hobbyzüchter für die Kreuzung mit anderen reinrassigen Windhunden. Zuchtclubs in Europa vermitteln vereinzelt auch Azawakhs in Not, eine internationale Facebook-Gruppe widmet sich gänzlich der Vermittlung der Wüstenhunde.

Züchter in Europa

  • Im Club Azawakh Swiss werden die Hunde liebevoll Azis genannt. Ein aktiver Züchter ist im Zuchtverzeichnis des Liebhaberclubs vermerkt. Die meisten Azis in der Schweiz werden von deutschen Züchtern gekauft.
  • Azawakh Züchter in Österreich sind schwer zu finden. Dieser Züchter hat zuletzt 2014 einen Wurf vergeben, verlinkt auf seiner Website aber zu verschiedenen Kontaktstellen in Deutschland, Frankreich und Österreich.
  • Das Züchterverzeichnis des VDH (Verein für das Deutsche Hundewesen) listet fünf Azawakh Züchter, die sich von Berlin bis nach München verteilen.
  • Noch mehr geprüfte Zuchtstellen in Deutschland findest Du im Verzeichnis des Deutschen Windhundzucht- und Rennverbands e.V..

Rassehunde haben ihren Preis

Reinrassige Azawakhs sind außerhalb von Afrika recht selten und werden auch in ihrer Heimat immer seltener. Trotz internationaler Vernetzung innerhalb Europas können die Zuchtlinien bei einem so kleinen Genpool nur mit viel Know-how gesund geführt werden. Züchter reisen zum Teil bis nach Mali, um gesunde Welpen einzuführen. Hinzu kommt, dass für die Zucht kostspielige tierärztliche Untersuchungen erforderlich sind. Vor der Abgabe von Welpen gibt der Züchter also meist mehrere hundert Euro aus, die sich im Preis niederschlagen. Preise für gesunde Azawakh Welpen fangen bei etwa 1000 Euro an, je nach Scheckung und Zuchtlinie kann er deutlich höher liegen. Die Schutzgebühr für Azawakhs im Tierheim liegt bei etwa 300 Euro.

Zusammenfassung: Der Azawakh ist ein Teamplayer

  • In großen Rudeln (Menschen und Tiere) fühlt der Azawakh sich am wohlsten. Er beschäftigt sich gern mit der ganzen Familie und ist nicht auf eine Person fixiert.
  • Er ist robust und steckt kleinere Verletzungen einfach weg. Bei Regen und Kälte zeigt er sich wegen seines sehr kurzen Fells und der fehlenden Unterwolle aber zimperlich.
  • Für einen Windhund ist er ungewöhnlich gesellig, außerdem sieht er sich eher als Wachhund denn als Jagdhund und beschützt sein Rudel gewissenhaft.

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