Puli – Ungarischer Hirtenhund mit Rastafrisur

Puli 04 Pulik sind eng mit den anderen großen ungarischen Hirtenhundrassen Pumi und Mudi verwandt, sehen ihnen auf den ersten Blick aber kaum ähnlich. Die typische Schnürbehaarung ist laut FCI Pflicht für Zuchthunde, obwohl diese nicht ganz natürlich entsteht. Wie Du die Dreadlockmähne Deines Pulis unter Kontrolle bekommst, zeigen wir in einer kurzen Rasseübersicht.
Besonderheiten
  • Schnürenbehaarung
  • Ausgeprägtes Treibverhalten
  • Sehr territorial
  • Frisur manchmal einschränkend
  • Sportliche Arbeitshunde

Rasseportrait: Puli

Herkunft Ungarn
Klassifikation Hütehund
Größe Widerristhöhe bei Rüden 41 – 43 cm, bei Hündinnen 38 – 40 cm mit 2 cm Toleranz
Gewicht Rüden 13 – 15 kg, Hündinnen 10 – 13 kg
Körperbau Kompakt und sportlich
Augen Mittelgroß und durch das Fell im Gesicht kaum zu sehen
Ohren Hängeohren mit Schnüren
Fell & Farbe Einfarbig schwarz, falb, grau oder weiß, Fell bildet Schnüre (Dreadlocks)
Besonderheiten Sehr auffällige Frisur
Charakter Temperamentvoll, kinderlieb, intelligent
Pflege Gepflegte Schnüre haaren kaum
Gesundheit Kaum Erbkrankheiten bekannt
Zucht Kleine, aber aktive Community

Was verbirgt sich unter den Filzschnüren? Körperbau und Merkmale des Pulis

Unter ihrer dicken Dreadlockmatte verstecken Pulik einen sehr sportlichen und kompakten Körper. Wird das Fell entgegen der Empfehlungen des FCI-Standards regelmäßig gekämmt und getrimmt, ähneln Pulis äußerlich stark ihren etwas größeren ungarischen Verwandten, den Pumis. Die ideale Widerristhöhe für Rüden beträgt 41 bis 43 cm, wobei Abweichungen von 2 cm toleriert werden. Hündinnen sind mit einer idealen Widerristhöhe zwischen 38 und 40 cm und einem Höchstgewicht von 13 Kilogramm etwas kleiner und deutlich schmaler als Rüden. Für Rüden gilt ein Minimalgewicht von 13 Kilogramm.

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Standards für äußere Eigenschaften des Pulis

  • Auch für Showrichter sind die körperlichen Eigenschaften der Hunde nur schwer zu beurteilen, da diese hauptsächlich durch das dicke Schnürenfell ertastet werden.
  • Der relativ kleine Kopf ist von vorn gesehen rundlich und in der Seitenansicht leicht verlängert. Der Stopp ist kaum ausgebildet, die Augenbrauenbögen dafür umso stärker.
  • Der Nasenschwamm ist klein und immer schwarz. Der Fang läuft nicht spitz zu und die Lefzen liegen straff an. Auch am Fang bilden sich Schnüren, die aber deutlich kleiner und kürzer sind als am restliche Kopf.
  • Das Haarkleid verdeckt bei vielen Hunden gänzlich die Augen. Sie sind schräg eingesetzt und gut pigmetiert, sind sie zu sehen, ist der Ausdruck sehr freundlich und aufmerksam.
  • Auch die Hängeohren sind durch verschnürte Behänge verdeckt. Sie setzen breit an und enden in einer abgerundeten V-Spitze.
  • Hals und Körper bilden einen Winkel von etwa 45 Grad. Dass die obere Profillinie gerade verläuft, ist wegen der über dem Rücken getragenen Rute nur schwer zu erkennen. Der Brustkorb ist tief und lang, mit gut gewölbten Rippen. Insgesamt ist der Puli sehr hager und kompakt gebaut.
  • Die Rute erhöht die Lendenpartie optisch, da sich hier die gleichen Schnüren finden wie am Körper. Sie wird über der Kruppe flach eingerollt getragen.
  • Die Vorder- und Hinterpfoten sind kurz und rundlich, wobei die Zehen hinten nicht so eng zusammenstehen wie vorn. Das Knie ist angewinkelt, der Winkel beträgt 100 bis 110 Grad.

Das außergewöhnliche Haarkleid der Pulis

Die Haut des Pulis liegt straff an und ist sehr dunkel pigmentiert. Das dichte Haar ist bei Welpen sehr dicht und gewellt. Bei heranwachsenden Hunden bilden sich Haarbüschel, die dazu neigen, Zotten und Schnüre zu bilden. Das Verhältnis aus hartem Deckhaar und weicher Unterwolle muss stimmen, damit das Haar pflegeleicht bleibt und sich die gewünschten Schnüre bilden.

  • Am Kopf und an den Läufen wachsen die Dreadlocks 10 bis 12 cm lang.
  • Die hintere Hälfte des Körpers ist länger behaart, dort sind die Schnüre 20 bis 30 cm lang.
  • Das Auskämmen ist in der Zucht unerwünscht. Ebenso sollte das Haar nicht naturbelassen und zottelig sein.

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Zulässige Farben für reinrassige Pulis

  • Schwarz (auch mit rostbraunen oder grauen Nuancen)
  • Falbfarben mit Maske
  • Einfarbig grau (von Hellgrau bis Dunkelgrau)
  • Weiß (perlweiß ohne Anflug von Schattierungen)
  • Ein kleines weißes Abzeichen auf der Brust ist bei allen Farben zulässig (maximale Größe 3 cm)

Die Geschichte der ungarischen Hirtenhunde – Die Treibhunde aus dem Karpatenbecken

Die Vorfahren von allen drei ungarischen Hirtenhunden wurden aller Wahrscheinlichkeit nach im 9. Jahrhundert von asiatischen Nomaden nach Europa gebracht, die Vieh über weite Strecken trieben. Die Ungaren sind sehr stolz auf ihre Pulis, die sie nach der Eroberung Ungarns durch die Habsburger bis Mitte des 19. Jahrhunderts nicht legal züchten durften. „Ez nem kutya, hanem puli“ – „“es ist kein Hund, es ist ein Puli““, sagt man in Ungarn anerkennend zu den Hunden mit den vielen Zöpfen.

Puli, Mudi und Pumi – Wer kam zuerst?

Von den drei bekannten ungarischen Hirtenhundrassen ist der Puli aller Wahrscheinlichkeit nach die älteste Rasse. Schon vor etwa 3000 Jahren wurden ähnliche Hunde auf mesopotanischen Vasen verewigt. Bis ins 19. Jahrhundert wurden die Rassen nicht getrennt betrachtet, sondern vorallem nach ihrer Tauglichkeit für die Hütearbeit ausgewählt.

  • Mudis entstanden durch die Einkreuzung von deutschen Spitzen und kroatischen Schäferhunden
  • Pumis entstanden im 17. Jahrhundert, als deutsche und französische Schäfer terrierartige Hütehunde nach Ungarn einführten und diese mit lokalen Hütehunden kreuzten.

Das Wesen des Pulis – Alles andere als ein Hippie

Pulik sind ausdauernde Arbeitshunde, die sich nur durch eine Sache von der Arbeit abhalten lassen: Sie sind sehr anfällig für heiße Temperaturen, da das Schnürenfell wie eine warme Decke wirkt und nicht isolierend wie bei Hunden mit glatten oder lockigen Haaren. Wenn Dein Rastakopf im Sommer Schatten aufsucht und keine Lust auf Sport hat, solltest Du ihn also nicht dazu drängen. Wird er nicht durch zu heiße Temperaturen eingeschränkt, zeigt sich der Puli temperamentvoll und arbeitswillig.

Typisch ungarischer Hirtenhund

  • Mit Vieh gehen sie recht schroff um, sie fügen Schutzbefohlenen jedoch niemals Verletzungen zu. Durch gezieltes Zwicken in die Hacken, Ziehen am Nacken oder Drohgebärden treiben sie große Herden ohne Verluste über weite Strecken.
  • Fremden trauen sie nicht sofort über den Weg. Mit lautem Bellen können sie auch Haus und Hof bewachen, bei akuter Gefahr beschützen sie ihre Familie tapfer.
  • Alle Hütehunde sind sehr selbstbewusst und eigenständig. Gehen Familienmitglieder unsicher mit ihrem Vierbeiner um, übernimmt er gern selbst das Kommando.
  • Trotz des großen Temperaments haben Pulik eine hohe Reizschwelle und kommen gut mit Kindern zurecht. Im Freien kommt der Hüteinstinkt manchmal durch und es kann vorkommen, dass Dein Puli Kinder, Fahrräder, Autos oder Jogger zusammentreiben will.
  • Mit Artgenossen kommen Pulik gut zurecht, wenn sie diese erst einmal kennengelernt haben. In der Nachbarschaft finden sie Freunde und Feinde, die sie sofort laut anbellen, wenn sie sie erblicken.

Ist der Puli als Familienhund geeignet?

In ihrer Heimat bewegen die Hunde sich frei auf Wiesen und Höfen. Eine moderne Haltung mit Spaziergängen an der Leine in städtischen Gebieten ist möglich, erfordert aber gutes Training und viel Zeitinvestment, da die aktiven Pulik täglich ausgelastet werden wollen. Kinder sollten vor der Anschaffung eines Hundes lernen, wie man richtig mit den Tieren umgeht. Um erzieherische Missverständnisse in der Familie zu vermeiden, sollten Kleinkinder und Grundschüler nicht unbeaufsichtigt mit ihrem Zottelkopf spielen. Arbeitstätige Singles sind für den temperamentvollen Hütehund viel zu langweilig.

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Erziehung und Haltung – Das müssen Puli-Welpen lernen

Heranwachsende Pulik sprühen nur so vor lauter Energie und Selbstbewusstsein. Die Erziehung eines Welpens ist deshalb eher nichts für Anfänger, besonders, wenn er auf das Leben als Familienhund und nicht als Hütehund vorbereitet werden soll. Alles Fremde ist dem „“Dreadhead““ grundsätzlich suspekt und führt ohne Training zu lautem und langanhaltendem Bellen, was in einem Ein- oder Mehrfamilienhaus eher unangebracht wäre. Eine gute Sozialisierung ist deshalb der Schlüssel zu einem harmonischen Zusammenleben mit Hund.

Reize kennenlernen in der Sozialisierungsphase

  • Die Sozialisierung findet hauptsächlich zwischen der 4. und der 12. Lebenswoche statt. Daher ist dieser Zeitraum optimal für die Abgabe von Welpen an ihre neuen Halter.
  • Vom ersten Tag an wird Stubenreinheit trainiert.
  • Soll Dein Hund Orte wie das Badezimmer, Betten im Schlafzimmer oder den Hausflur nicht betreten, führe von Anfang an unsichtbare Barrieren ein.
  • Um unnötiges Bellen zu vermeiden, solltest Du Deinen Hund an alle alltäglichen Geräusche im Haus und auf der Straße gewöhnen (Telefon, Türklingel, Küchengeräte, etc.)
  • Mit einem durchsetzungsfähigen Puli solltest Du unbedingt eine Hundeschule besuchen. Viele Vereine und Schulen bieten Erziehungskurse speziell für Welpen an.

Der Puli ist kein Kuscheltier

Die Hunde wollen sinnvoll beschäftigt werden und geben sich nicht mit gelegentlichen Spaziergängen zum Leeren der Blase zufrieden. Sie eignen sich für die Ausbildung als Assistenzhunde, für die Schutzhundausbildung oder Hundesportarten. Wenn Dein Vierbeiner keine professionelle Aufgabe erledigt, sollte er täglich frei im Garten oder auf einer eingezäunten Fläche spielen und sich auspowern.

So hältst Du ungarische Hirtenhunde beschäftigt

  • Spielen mit Kindern
  • Freilauf im Garten (Geschehen im Revier beobachten)
  • Intelligenzspiele
  • Apportierspiele (mäßiges Interesse)
  • Suchspiele (Mantrailing)
  • Hindernislauf
  • Bälle einfangen (Treibball oder abgewandelte Formen)

Ein Highlight für Hütehunde: Treibball

Treibball ist eine von Kynologen entwickelte Hundesportart, bei der acht Gymnastikbälle in ein Fußballtor bugsiert werden. Der Hund übernimmt die Arbeit am Ball, während der Halter ihn mit Handzeichen und Rufsignalen anführt. Ganz wie auf der Viehwiese, aber absolut gartentauglich.

Pflege und Gesundheit – Pulis sind robust, aber pflegebedürftig

Obwohl der Bestand an Zuchttieren in Deutschland relativ klein ist, tauchen auch hierzulande kaum Erbkrankheiten beim Puli auf. Ein Hund in guter Haltung kann bis zu 16 Jahre und älter werden. Das Fehlen von Erbkrankheiten spricht für eine verantwortungsvolle Züchtercommunity. Die meisten Züchter lassen vorbeugend Gentests und tierärztliche Untersuchungen bei ihren Zuchttieren durchführen, um Erbkrankheiten weiterhin zu vermeiden.

Hüftdysplasien vorbeugen

Bei allen aktiven Hunderassen können Knochen- und Gelenkprobleme vorkommen, vorallem die Hüftdysplasie. Die Neigung zur Hüftdysplasie kann vererbt werden, aber auch die Haltung spielt eine große Rolle. Ob haltungsbedingt oder nicht – betroffene Fellnasen sind von der Zucht ausgeschlossen.

Tipps für eine schonende Haltung

  • Welpen sollten sich nicht überanstrengen. Sie brauchen bis zu 20 Stunden Schlaf am Tag und dazwischen viele kleine Mahlzeiten.
  • Während des Wachstums sollte die Ernährung an den erhöhten Nährstoffbedarf angepasst werden. Kalorienreiche Welpennahrung stärkt die Knochen und fördert ein gesundes Wachstum.
  • Vermeide hohe Sprünge und Treppenlaufen mit Hund. Mit einer Hunderampe kannst Du den Ein- und Ausstieg ins Auto erleichtern.

Wie pflegt man Pulihaare?

Die schönen Haarschnüre der Rasse bilden sich nicht von allein, sondern die natürliche Tendenz zur Schnurbildung muss durch aktives Verfilzen unterstützt werden. Dazu werden die natürlichen Locken immer wieder an den Spitzen geteilt, sodass die Ansätze mehr und mehr verfilzen. Die fertigen Dreads müssen regelmäßig voneinander getrennt werden, damit keine Filzmatten entstehen. In diesem Video zeigt eine Hundefriseurin, wie man Pulik richtig pflegt.

Pulik vom Züchter kaufen – Zwei Clubs stehen zur Auswahl

In Deutschland ist die Zuchtcommunity recht klein aber sehr aktiv. Wenn Du einen Welpen abholst, trägt er noch keine Dreadlocks, sondern sehr weiche Wuschelhaare. Welpen sollten idealerweise ab der fünften Lebenswoche ihr künftiges Zuhause beziehen, damit sie in der entscheidenden Phase der Sozialisierung ihren späteren Alltag kennenlernen.

Hier findest Du Züchter in Deinem Bundesland

  • Im Verband für das Deutsche Hundewesen (VDH) sind nur wenige Züchter gelistet. Die meisten Puli-Züchter leben in Süddeutschland.
  • Im Deutschen Puli Club e.V. sind etwa ein Dutzend Züchter gemeldet. Wenn Du in Norddeutschland wohnst, solltest Du eine Fahrt nach Nordrhein-Westfalen oder Sachsen in Betracht ziehen, um einen Züchter zu finden.
  • In der Welpenliste des Klub für Ungarische Hirtenhunde e.V. werden geplante Würfe rechtzeitig veröffentlicht. So kannst Du Dich direkt für einen Welpen bewerben und musst nicht allzu lange auf ihn warten.
  • Obwohl Pulik in Deutschland recht selten sind, werden sie hin und wieder durch Tierschutzvereine vermittelt. Die Plattform Puli in Not vermittelt Rüden und Hündinnen aus dem In- und Ausland.
  • Puli in Not hat eine besondere Vermittlungskategorie für sogenannte Langzeitsitzer – die Fellnasen warten schon sehr lange auf ein neues Zuhause. Schau vor dem Kauf eines Welpens mal vorbei und gib den Vierbeinern in Not eine Chance.

Darauf solltest Du bei der Auswahl eines Züchters achten

  • Seriöse Züchter stellen selbst viele Fragen an potenzielle Halter und interessieren sich für das künftige Zuhause ihrer Zuchthunde.
  • Gehe nicht auf „“Kofferraumverkäufe““ ein, sondern hole den Welpen wenn möglich beim Züchter ab und schau Dich um, wie sie dort gehalten werden.
  • Der Züchter sollte einen beglaubigten Stammbaum vorlegen können, um Inzucht auszuschließen und die Rasse gesund zu halten.
  • Alle Zuchthunde werden regelmäßig tierärztlich untersucht. Auch die Welpen sollten schon einen Tierarztbesuch hinter sich haben.

Fazit: Dreadlocks sind schön, aber machen Arbeit

  • Die Haarpflege bei Pulik ist nicht ganz einfach, funktioniert aber fast genau wie bei menschlichen Dreadlocks. Ihre „“Matte““ schränkt sie manchmal in ihrer Bewegung ein, dann sollten die Schnüre gekürzt werden.
  • Sein temperamentvolles Wesen macht ihn zum guten Beschützer. Fremden traut er nicht über den Weg.
  • Pulik gelten als kinderlieb und behüten ihre Familie liebevoll.

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